Investiere zuerst in Dein Humankapital!

Humankapital ausbauen, lernen, weiterbilden

Im letzten Teil meiner Humankapital-Serie möchte nochmal dazu aufrufen, die eigene Fortbildung und das eigene Humankapital auf dem Weg zu finanziellen, beruflichen oder privaten Zielen nicht zu vergessen.

Fast jeder Mensch hat eine konkrete Vorstellung davon, wie seine Zukunft aussehen soll. Wir Menschen lieben Pläne. Wo sind wir in einem, in fünf oder in zehn Jahren? Was wollen wir bis dahin erreicht haben? Und das ist auch gut so!

Ziele sind gut!

Ziele zu haben ist der Grund dafür, morgens aufzustehen und abends motiviert ins Bett zu gehen. Unsere Ziele sind wie Leuchttürme die uns dabei helfen, nicht vom Kurs abzukommen.

Ambitionierte Ziele bringen uns dazu noch zielstrebiger zu werden und damit unsere Ziele schneller zu erreichen. Ziele, insbesondere hohe Ziele, sind also gut und sinnvoll.

Ziele sing schlecht!

Zielstrebigkeit har aber auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn wir mit Vollgas auf ein Ziel zusteuern, nehmen wir uns häufig nicht die Zeit links und rechts zu schauen, ob es nicht doch einen einfacheren oder schnelleren Weg zum Ziel gibt.

Niemand würde mit dem Auto die Landstraße vor seiner Haustür bevorzugen auf der er 10 Stunden zum Ziel braucht, wenn es eine Autobahn in einer Entfernung von 2 Stunden Fahrzeit gibt, auf der er aber nur 3 Stunden zum Ziel benötigt.

Bei Lebenszielen denken wir aber häufig anders.

Die Familiengründung, das Auto, das Eigenheim. Alle diese Ziele kosten viel Geld. Da ist es klar, dass wir möglichst schnell viel Geld verdienen müssen um diese Ziele zeitnah zu erreichen. Wer käme also auf die schwachsinnig Idee nach der Schule noch fünf oder mehr Jahre zu studieren? Zeitverschwendung!

Da ich selbst studiert habe und es nicht bereue, ist der letzte Abschnitt möglicherweise nicht so ernst gemeint. 😉

Natürlich verdiene ich schneller Geld, wenn ich nach der Schule direkt mit Arbeit oder Ausbildung anfange. Dennoch kann es sein, dass ich nach dem Studium so viel mehr Geld verdiene, dass ich diesen Vorsprung von fünf Jahren innerhalb weniger Jahre ausgeglichen habe.

Es ist also nicht immer sinnvoll, den Weg zu wählen, auf dem man unmittelbar Geld verdient.

Was heißt das jetzt?

Ich möchte Dich dazu animieren, über Deine Ziele nachzudenken. Ist der aktuelle Weg der beste oder nur der offensichtlichste? Manchmal ist der offensichtlichste und direkteste Weg nicht der schnellste und beste.

Wenn Du mit angezogener Handbremse fährst, ist der einfachste Weg, das Gaspedal einfach noch etwas mehr durchzudrücken. Die Handbremse zu lösen wäre hingegen der bessere Weg.

Konkret auf finanzielle Ziele bezogen bedeutet das, nicht so fixiert auf das schnelle Geld zu sein, sondern den langfristigen Erfolg im Auge zu behalten. Wenn Du zum Beispiel keinen Job findest oder Dich von einem schlechten Job zum nächsten schleppst, kann es Sinn machen, etwas Zeit zu investieren und Dein Humankapital auszubauen um dann eine viel besseren Job zu erhalten.

Ich sehe das aktuell im Bekanntenkreis.

Eine Person, die wie man so schön sagt “alles werden kann” (Abitur, nicht dumm, durchaus ehrgeizig), hat durch ein Grundstudium eine Kompetenz erworben, die leider kaum gefragt wird. Sie schleppt sich von einem Ausbeuter-Job zum nächsten und ist dazwischen lange arbeitslos. Die besagte Person ist noch sehr jung (unter 25 Jahre) und hat im Prinzip keine finanziellen Verpflichtungen (keine Kinder, kein Auto, keine Kredite) und eine Familie, die sie notfalls auch unterstützen würde.

Aber natürlich hat diese Person auch Ziele: Kinder, ein Haus, Wohlstand. Und das ganze möglichst bald. Daher kommt es für diese Person nicht in Frage nochmal etwas anders zu studieren oder sich beruflich neu zu orientieren.

Auch wenn ich mir nicht anmaßen möchte, zu wissen, was der richtige Weg für andere ist, halte ich diesen Zwang, möglichst schnell Geld verdienen zu müssen, für falsch. Gerade wenn man noch “sein ganzes Leben vor sich hat”, ist es sinnvoll mehr Zeit in Bildung zu stecken als ins Geld verdienen, da sich das auf lange Sicht immer lohnt.

Relativierende Worte

Auch wenn die Investition ins Humankapital grundsätzlich immer sinnvoll ist, kommt es bei der Fortbildung auf Grund finanzieller bzw. beruflicher Ziele auch immer darauf an in welche Richtung man möchte.

Ich hätte zum Beispiel nach dem Master noch promovieren können und das hätte mich sogar interessiert. Allerdings ist es so, dass in den Bereichen, die mich interessieren, fünf Jahre Berufserfahrung einen Doktortitel locker ausstechen können. Insgesamt bin ich nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass sich die Promotion für mich aus finanzieller Sicht nicht lohnt und mich Beruf und Promotion gleichermaßen interessieren. Somit wäre die Promotion für mich eher ein Hobby aber keine Investition.

Also: Fortbildung ist super! Zielstrebigkeit ist super! Aber: Das muss sich nicht ausschließen und nur das eine oder andere wird vermutlich nicht zum optimalen Ergebnis führen.

The End

Und damit nährt sich meine Humankapital-Serie dem Ende.

  • Was hat Dir gefallen und was nicht?
  • Auf was soll ich mehr oder weniger eingehen?
  • Hast Du Anregungen für Artikel oder Themen? Immer her damit!

Ich freue mich über einen Kommentar oder eine E-Mail.

5 Kommentare

  1. Das Problematische am 2.Studium ist oft die Finanzierung. Wer einmal studiert hat und dann einen zweiten Bachelor machen möchte, bekommt selten Bafög. Zudem ist eine weitere Ausbildung nicht zwingend nötig. Manchmal reicht eine lokale Veränderung oder auch die Bereitschaft, in eine Nachbarbranche zu wechseln. Man muss sich gut verkaufen können und im Studium schon schauen, dass man einschlägige Berufserfahrung sammelt. Wie du schon geschrieben hat: Der Arbeitgeber ist nicht alleine ür die Bildung zuständig. Auch nicht die Hochschule alleine. Man kann sich nicht einfach hinsetzen und denken, dass die Ausbildung alleine der Schlüssel zum Erfolg ist. Die eigenständige Spezialisierung auf ein Gebiet kann für den Berufseinstieg sinnvoll sein.

    1. Ja die Finanzierung ist natürlich ein Thema. Entweder man kann durch das Erlernte aus dem ersten Studium jobben oder das zweite Studium z.B. Dual machen. Dann könnte man sich das Studium selbst finanzieren.

      Auf der anderen Seite gäbe es im Notfall ja auch noch Studienkredite. Diese können sinnvoll sein, wenn man seinen Wert durch das Studium extrem steigert und ihn hinterher schnell abbezahlen kann. So ein Kredit wäre in diesem Fall kein Konsumkredit, aber man geht natürlich ein Risiko ein. Daher wäre das für mich eher die letzte Wahl.

      Aber es kann besser sein, als das Studium nicht zu machen und lebenslang keinen guten Job bzw. kein ausreichendes Einkommen zu bekommen.

      1. Wer unglücklich ist, muss sich auf jeden Fall nach einer Alternative umschauen. Ein Bekannter von mir hat bereits 2 abgeschlossene Ausbildungen, ein abgeschlossenes Studium und macht nun mit Anfang 30 Studium Nr. 2. Also vier Ausbildungen.. und ich bin gespannt, ob in letztere wirklich glücklich macht. Man sollte nicht blind die Erfüllung in einem bestimmten Beruf erwarten. Oft hilft es schon, die eigene Einstellung zu ändern.
        Mit Kinderwunsch kann man es sich nicht wirklich erlauben, mit knapp 30 noch in der Ausbildung zu stecken. Der sparsame Geselle, der mit 15 seine Ausbildung angefangen hat, mit Mitte 20 vielleicht 2 Jahre seinen Techniker gemacht hat, hat bis 30 mehr gespart als der Dauerstudent, der dann auch erst mal was erleben will und viel Nachholbedarf hat. Der Dauerstudent hat mit Glück dafür ein sehr gutes Einstiegsgehalt – muss aber nicht.

        Meinen Beruf stelle ich in letzter Zeit auch in Frage, weil er mit vielen Überstunden und großer Verantwortung verbunden ist. Aber mittlerweile frage ich nicht nur: “Welche andere Ausbildung könnte ich machen?”, sondern “Wie kann ich die Punkte ändern, die mich stören und die Aspekte stärken, die mir Spaß machen?”.

        Bevor ich mich für eine Vollzeit-Weiterbildung und damit verbundenen Gehaltsausfall entscheide, will ich mir wirklich 100%-ig sicher sein, dass sich an meiner Gesamtsituation etwas ändern würde und das ich die Sache dann auch voller Motivation durchziehe. Bis dahin versuche ich erst mal, auf dem Bestehenden aufzubauen und nach nebenberuflichen Alternativen Ausschau zu halten. In vielen Fällen reicht tatsächlich schon ein Arbeitgeberwechsel und nettere Chefs und Kollegen.

  2. Ziele sind gut, Etappenziele noch besser:
    Meine großen Projekte erstrecken sich oftmals nicht nur über Monate, sondern über Jahre. Dabei kann man schon mal den eigenen Fortschritt übersehen und sogar gesetzte Ziele aus den Augen verlieren. Wer sich aber Teil- oder Etappenziele setzt, macht Fortschritte besser und schneller messbar und erhält somit die Motivation. Das Erreichen dieser Teilziele kann dann auch als regelmäßiger Anlass für die Überprüfung des Zielkatalogs und etwaige Nachkorrekturen genommen werden.

    Unter „Ziele sind schlecht“ kann man meiner Meinung nach auch die fehlende Wahrnehmung der Wandlung des eigenen Wesens subsumieren: Wenn ich ein langfristiges Ziel verfolge und hierbei viel Zeit vergeht, wandle ich mich naturgemäß unterwegs.
    Wenn mir aber keine Zeit für Selbstbeobachtung und –relexion reserviere, vernachlässige ich mich und die Veränderungen / den Wandel, den ich durch das Beschreiten neuer Wege eigentlich einmal bewusst angestoßen hatte.

    Ich sehe Bildung – genau wie du – als Investment in die Zukunft. Dabei kann diese im Beruf oder über externe Institutionen erfolgen.
    So habe ich durchaus Menschen kennengelernt, die nach 10 Jahren Schule und 3 Jahren Ausbildung in Unternehmen steile und finanzstarke Karrieren gemacht haben. Klar, dass einige von denen gelacht haben, wenn man sich noch weiter gebildet und auf Einkommen verzichtet hat.
    Ich habe mir aber schon immer gedacht, dass mir eine so branchenfixierte Entwicklung zu schwach ist.
    Wenn Bildung eine Investition ist, sollte ich hier auch auf Diversifikation achten und mich vielfältiger bilden.
    So kann eine einseitige Ausbildung zwar schnell hohe Gehälter, aber eben auch eine hohe Fallhöhe mit unsanfter Landung beinhalten.

    Herzliche Grüße

    Oliver

  3. “Wenn Du mit angezogener Handbremse fährst, ist der einfachste Weg, das Gaspedal einfach noch etwas mehr durchzudrücken. Die Handbremse zu lösen wäre hingegen der bessere Weg.”

    Ich finde dieses Bild bringt es schön auf den Punkt.
    Es stellt sich die Frage, welches Handeln sinnvoll ist, also welcher Weg jeweils das Lösen der Handbremse oder das Gas geben bedeutet.
    Letzteres ist meistens intuitiver, da der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung offensichtlicher ist.
    Häufig sind die Handbremsen im eigenen Leben einem nicht bewusst und wenn sie gelöst werden, sind wir überrascht wie schnell wir eigentlich vorankommen.

    Ein Beispiel bei mir war, dass ich früher häufig 4 Stunden oder mehr am Tag Ferngesehen habe und nichts geschafft habe. Zu dem Zeitpunkt waren mir meine Ziele und Wünsche nicht klar, sodass ich einfach so vor mich hinlebte.
    Innerhalb dieses Jahres habe ich schon so viel geschafft und komme jeden Tag so viel voran. Einfach nur, weil mir meine Ziele klar geworden sind und ich meine Prioritäten geordnet habe.

    Schöne Grüße

    Dominik

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