Ab wann ist ein Einkommen passiv?

Nachdem Meine Finanzielle Freiheit sich im ersten Teil der Serie mit der Frage beschäftigt hat, was ein passives Einkommen sein könnte, gehe ich heute der Frage nach, ab wann man ein Einkommen überhaupt als passive bezeichnen kann.

Anders gefragt: Wieviel aktiv ist noch passiv?

Um diese Frage beantworten zu können, möchte ich zunächst auf die Definition von passivem Einkommen eingehen.

Definition: Passives Einkommen

Passives Einkommen ist keinesfalls ein klar umrissener Begriff unter dem alle das Gleiche verstehen. Dies sieht man alleine an der Diskussion darüber, ob Dividenden überhaupt ein passives Einkommen darstellen. Diese Frage werde ich im sechsten Teil dieser Serie noch genauer beleuchten.

Im Rahmen dieser Serie verstehen wir passives Einkommen jedoch ganz allgemein als ein Einkommen das unabhängig von der persönlichen Arbeitskraft ist. Anders formuliert: Wenn ich aus irgendwelchen Gründen (Krankheit, Urlaub, keine Lust) nicht mehr arbeiten kann oder möchte, soll mein Einkommen weiter fließen.

Damit landen wir zwangsläufig in einer Grauzone:

  1. Der Immobilienbesitzer, der von den Mieten lebt hat nicht zwangsläufig ein passives Einkommen, wenn er die komplette Verwaltung selbst übernimmt und der direkte Ansprechpartner für die Mieter ist.
  2. Der Unternehmer, der ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat, hat keinesfalls ein passives Einkommen, wenn der Laden ohne ihn zusammenbrechen würde.
  3. Der Blog, der zwar beliebig wachsen kann, der aber vom Besitzer gepflegt wird.
  4. Software, die einmal programmiert, beliebig oft verkauft werden kann (und was ist mit Wartung und Updates?)

Die genannten Einkommensquellen können zwar im Prinzip gut skaliert werden. Sobald aber die persönliche Arbeitszeit linear mit dem Einkommen steigen muss, ist es nicht passiv.

Daher bleibt die Frage: Wieviele Stunden, Tage, Wochen oder Monate darf ich arbeiten, damit mein Einkommen passiv ist?

Auf der Suche nach der Aktiv-Passiv-Grenze

Strenggenommen ist es ganz einfach: Für ein passives Einkommen darf ich garnicht mehr arbeiten müssen.

Damit gibt es aber eigentlich nur sehr wenige Einkommensquellen die wirklich komplett passiv sind.

  1. In einem Blog muss ich Kommentare beantworten, Artikel publizieren, … .
  2. Ein veröffentlichtes Buch muss je nach Genre irgendwann überarbeitet werden oder ist schlichtweg wertlos. (Bei Romanen ist dies eher kein Problem.)
  3. Software muss weiterentwickelt werden. Updates, Bugfixes neue Features.
  4. Der Immobilienbesitzer muss, selbst mit einem Verwalter, wenigstens die wichtigsten Entscheidungen selber treffen.
  5. Der Unternehmer, auch wenn er die Geschäfte nicht führt, muss wenigstens an der Zielrichtung des Unternehmens arbeiten. Dazu empfehle ich auch das Hörbuch “Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer” von Stefan Merath*.
  6. Und auch der Besitzer von Dividendenaktien muss ggf. Aktien kaufen und verkaufen um seine angestrebte Dividendenrendite zu erreichen.

Du siehst also: Auch passive Einkommensquellen benötigen in den meisten Fällen ein Mindestmaß an Aktivität. Wenigstens initial wird ein gehöriges Maß an Fleiß und Ehrgeiz benötigt, um die Quelle zum sprudeln zu bewegen.

Worauf es ankommt

Schubladendenken hilft uns hier also, wie so oft, nicht weiter. Und es ist vielleicht auch gar nicht wichtig, eine exakte Abgrenzung zwischen passivem und aktivem Einkommen festlegen zu können.

Viel wichtiger ist bei der Suche nach einem passiven Einkommen für mich die folgende Definition:

Ein passives Einkommen ist ein Einkommen, dass nicht linear mit der persönlichen Arbeitsleistung zusammenhängt. Die Arbeitszeit (vom Initialaufwand abgesehen) muss sich auf ein Minimum reduzieren lassen, ohne dass die Gewinne sinken. Dies bedeutet, dass insbesondere Routineaufgaben automatisiert oder ausgelagert werden können.

Ziel eines passiven Einkommen ist es, ein Einkommen zu haben, das nicht von der eigene Arbeitskraft abhängt. Hiermit ist man dann im Alter oder im Krankheitsfall besser abgesichert als alleine durch die staatliche Vorsorge. Außerdem kann man mit dieser Absicherung in Form eines passiven Einkommens seine Zeit entspannt anderen Dingen widmen, die nicht zwingend zu einem finanziellen Erfolg führen.

Passives Einkommen bedeutet also auch mehr Sicherheit und mehr Freizeit.

Die entscheidende Frage für mich ist: Was passiert, wenn ich mich ein Jahr (oder andere Zeiteinheit) lang nicht um diese Einnahmequelle kümmere?

Wenn die Antwort lautet: Die Quelle sprudelt weiter, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um ein echtes passives Einkommen handelt. Wenn die Quelle diese Passivität jedoch nicht überleben würde, ist das Einkommen doch “nur” aktiv. Das gilt auch dann, wenn ich keinen exakten Stundenlohn berechnen kann.

Fazit

Eine exakte Aktiv-Passiv-Grenze gibt es überhaupt nicht. Stattdessen gibt es viele Mischformen aus aktivem und passivem Einkommen. Darüber hinaus lassen sich einige aktive Einkommen in passive Einkommen verwandeln indem Routineaufgaben automatisiert oder ausgelagert werden.

Wenn Du zum Beispiel ein Unternehmen aufbaust, bedeutet dies viel aktive Arbeit. Wenn es aber erst mal läuft, kannst Du es vielleicht verkaufen und als stiller Teilhaber weiterhin profitieren.

Wenn ein passives Einkommen das Ziel ist, muss man sich frühzeitig Gedanken darüber machen, wie man den aktiven Part los wird.

Ab wann ist ein Einkommen für Dich passiv? Was sind für Dich Beispiele für ein gutes passives Einkommen?

3 Kommentare

  1. Sehr gute Frage. ich habe das für mich so beantwortet: Ein Einkommen muss nicht passiv in Form von “ohne Arbeit” sein. Aber es muss unabhängig von der aufgewendeten Zeit erzielbar sein. So kommen die Dividenden immer am Zahltag, egal ob ich an dem Tag gerade über Aktien nachdenke oder mich damit beschäftige oder nicht. So kann ich zumindest Zeit und Einkommen trennen und habe damit ein gefühlt passives Einkommen — schließlich arbeite ich dann dafür, wenn es mir gerade günstig erscheint — und nicht, wenn ich das Geld benötige. So ähnlich läuft es ja auch bei Unternehmen, Immobilien usw.

  2. Ahoi!
    Prima beschrieben. Mir geht diese ewige Diskussion, wem was nicht passiv genug ist auch langsam auf den Sack. Klar ist – wie im Artikel beschrieben -, dass die allermeisten Einkommensströme wenigstens etwas an Arbeit voraussetzen. Dabei ist an jedem selbst zu entscheiden, ob einem das passiv genug ist oder nicht (dann kann man es ja lassen).

    Ich finde es halt grundsätzlich nur wichtig verschiedene Einkommesquellen zu haben, mit denen ich – egal wie passiv oder aktiv die nun genau sind – zufrieden bin. Da kann sich das eigene Wohlbefinden im Laufe des Lebens durchaus auch mal ändern. Und dann passt man seine Positionierung eben an die neuen Bedürfnisse an so gut es geht. Man macht das doch für sich und nicht um irgendeiner (unklaren) Definition zu entsprechen.

    Bin gespannt auf die nächsten Teile dieser Serie!
    Gruß
    Vincent

    1. Moin Vincent,
      vielen Dank für Dein Feedback. Ich stimme Dir voll und ganz zu: Diversifikation spielt auch bei den Einkommensquellen eine sehr wichtige Rolle. Eine passive Quelle ist Mist. Viele aktive Quellen sind ebenso Mist. Erst mit einer gesunden Mischung wird es richtig sicher/ diversitär.

      Beste Grüße
      der Finanzfisch

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