Besser entscheiden mit Bauchgefühl

Finanzielle Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen? – Keine gute Idee. Oder vielleicht doch?

Ich habe vor kurzem ein extrem spannendes Hörbuch* gehört. In diesem Hörbuch ging es unter anderem um das Problem, eine Entscheidung zu treffen, wenn man nicht alle Fakten kennt oder sich die Entscheidung nicht nur auf Basis harter Zahlen treffen lässt.

Die Aussage des Buches war in etwa die Folgende: Wenn die verfügbaren Fakten für eine Entscheidung nicht reichen und man auch keine weiteren Fakten beschaffen kann, so führt das Hinauszögern der Entscheidung nicht zu einem besseren Ergebnis. Das Buch bezieht sich auf Studien, die zeigen, dass Entscheidungen, bei denen es kein klares Richtig oder Falsch gibt, nicht durch ein Mehr an Fakten besser getroffen werden. Vielmehr profitiert der Entscheider in solchen Fällen davon, wenn er auf sein Bauchgefühl hört.

Das Problem mit finanziellen Entscheidungen

Gerade bei finanziellen Entscheidungen hat man selten alle Fakten, die man für eine 100% sichere Entscheidung benötigt. Finanzielle Entscheidungen betreffen meistens die Zukunft und die ist nur eines mit Sicherheit: ungewiss.

Daher können wir noch so lange Investitionsmöglichkeiten vergleichen und bewerten, das Internet quälen und Unmengen an Fakten zusammentragen. Am Ende wird aber immer ein Zweifel bleiben und damit müssen wir leben. Entweder wir treffen eine Entscheidung oder wir tun nichts, was zwar die einfachere aber nicht immer die bessere Wahl ist.

Finanzielle Entscheidungen und das Bauchgefühl

Sollen wir unsere finanziellen Entscheidungen also nur auf Basis unseres Bauchgefühls treffen? Natürlich nicht!

Auch unser Bauchgefühl kann sich irren. Gerade Emotionen wie Euphorie, Panik und Gier können unser Bauchgefühl trüben und daher sollte man sich gerade bei finanziellen Entscheidungen nicht nur auf seinen Bauch verlassen.

Aber dennoch kann uns das Bauchgefühl vor Fehler bewahren und uns helfen, den Restzweifel, der nach eine gründlichen Analyse bleibt, zu bezwingen. Sich auch auf sein Bauchgefühl zu verlassen hat darüber hinaus auch den Vorteil, dass man sich mit der getroffenen Entscheidung wohl fühlt und es damit besser aushalten kann, wenn sich das Investment nicht so entwickelt, wie gedacht.

Unser Ziel sollte es also sein, mit der Zeit eine gesunde Intuition im Bezug auf finanzielle Entscheidungen zu entwickeln und uns zwar nicht von ihr leiten, jedoch aber beraten zu lassen. Ich für meinen Teil mache kein Geschäft, das sich für mich nicht richtig anfühlt. Auch dann nicht, wenn es auf dem Papier noch so gut aussieht. Umgekehrt kann mich ein gutes Bauchgefühl aber auch von einem Investment überzeugen, dessen Entwicklung ich nicht kenne.

Dies ist gut für Aktien, ETFs und Co, da man hier nie wissen kann, wie die zukünftige Entwicklung aussehen wird. Und es hält mich sicher davon ab, in Dinge zu investieren, über die ich nicht ausreichend Informationen erhalten kann, da dies für mich unseriös wirkt und somit ein schlechtes Gefühl hinterlässt.

Bauchgefühl: Auch gut für andere Entscheidungen

Während man sich bei finanziellen Entscheidungen noch darüber streiten kann, ob der Bauch ein guter Ratgeber ist, ist es in anderen Bereichen für mich ganz eindeutig.

Wenn ich in meiner Domäne ein Problem zu lösen habe und nach gründlicher Recherche niemanden gefunden habe, der ein ähnliches Problem bereits erfolgreich gelöst hat, bleibt mir nur, selber kreativ zu werden. Dann fallen mir vielleicht verschiedene Lösungswege ein, aber mangels Erprobung derselbigen in der Praxis weiß ich schlichtweg noch nicht, welches der beste Weg ist. Hier muss zwangsläufig eine Entscheidung her, die sich nicht auf Basis von Fakten treffen lässt. In so einem Fall treffe ich die Entscheidung, mit der ich mich am besten fühle. Das gewährleistet immerhin, dass ich hinter dieser Entscheidung stehe. Dann fühle ich mich damit auch wohl und habe genügend Ehrgeiz, die Entscheidung als richtig zu bestätigen. Frei nach Henry Ford:

Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten. von Henry Ford

Fazit

Egal wir streng mathematisch eine Entscheidung auch aussehen mag, am Ende zählt gerade bei Finanzen, dass Du Dich wohl damit fühlst. Und somit sollte Dein Bauchgefühl im Entscheidungsprozess eine größere Rolle spielen, als es das vielleicht bislang tut.

Dies kann zu schnelleren und besseren Entscheidungen führen und verhindert, dass Du auf Grund zu weniger oder zu vieler Informationen in einer Schockstarre verharrst und gar nichts tust.

Und wie sehr vertraust Du Deinem Bauch bei finanziellen Entscheidungen?

5 Kommentare

  1. Ich bin ein sehr analytischer Mensch. D.h. ich informiere mich bei jeder großen Entscheidung gut. Aber so wie du sagst: Der Bauch muss mitspielen. Ich denke, dass unser Unterbewusstsein da viel mitredet. Aber manchmal muss man über seinen Schatten springen und der Logik freien Lauf lassen: Ich hab leichte Höhen- und Flugangst, aber meine Logik vertraut in den deutschen TÜV. Dass ich selbst Ingenieurin bin, hilft mir da viel. Die Sicherheitsmaßnahmen in meiner Branche (Anlagenbau) sind so ausgeprägt, dass selbst bei Mutwilligkeit nicht viel passieren kann. Da wirds bei Personenbeförderungsmitteln genau so sein.

    1. Ja ich finde es auch sehr wichtig, Bauchgefühle durch Logik und Fakten in geordnete Bahnen zu lenken. Mir geht es da genau so wie Dir: Von Natur aus möchte ich eigentlich für alles Beweise und konkrete Zahlen haben, aber das kann einen manchmal ganz schön ausbremsen, eben wenn diese Fakten nicht verfügbar sind.
      Finanzen sind für mich so ein Thema: Zwar kann ich mir die Vergangenheit ansehen und ein paar Fantasien über die Zukunft haben, aber mit Gewissheit hat das nichts zu tun. Hier begnügt sich mein Bauchgefühl damit, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit ausreichend hoch ist.

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

  2. Ich finde beim Bauchgefühl spielt auch immer eine gehörige Portion Erfahrung mit. Beim Finanzieren bin ich früher mit Bauchentscheidung schon mal eben auf diesen gefallen (also auf den Bauch gefallen 😉 ) im Berufsleben waren Bauchentscheidung, wegen fehlender Fakten oft gut, konnten aber auch korrigiert werden. Das Hörbuch finde ich allerdings spannend, das wird wieder etwas für meine Autofahrei sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    Plutusandme

    1. Hallo plutusandme,
      dem stimme ich zu: Nur aus einer Laune (aus dem Bauch) heraus sollte man niemals eine Entscheidung treffen. Aber gerade bei finanziellen Entscheidungen (Fange ich jetzt mit ETFs an oder lasse ich mein Geld auf dem Sparbuch?) steckt man als Neuling oft in einer Zwickmühle: Die Erfahrung fehlt und ohne den ersten Schritt zu riskieren wird man auch nie erfahrener werden. Natürlich sollte man sich vorher so gut es geht einlesen und mit dem Thema vertraut machen, aber am Ende wird immer etwas Unsicherheit bleiben, eben weil die Erfahrung fehlt.

      Viel Spaß mit dem Hörbuch, ich hoffe es gefällt Dir auch so gut wie mir. 🙂

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

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