Bondora schaltet Primärmarkt ab. Was nun?

Bondora P2P-Kredite

Gestern schrieb mir ein Leser mit der Frage, welche Folgen die Deaktivierung des Primärmarktes bei Bondora* hat. Diese möchte ich hiermit beantworten.

Ich muss gestehen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts davon mitbekommen hatte, also erschrak ich zunächst und habe direkt im Bondora-Blog nachgelesen. Und tatsächlich schaltet Bondora den Primärmarkt in der Weboberfläche zum 1.11. (also morgen) ab.

Was bedeutet das genau?

Zunächst einmal heißt das nur, dass man über die Webseite von Bondora nicht mehr manuell in Kredite auf dem Primärmarkt investieren kann. Allerdings ist dies weiterhin über die API möglich und Betrifft daher keine Programme von Drittanbietern, die auf Bondora zugreifen.

Lediglich der Button in der Oberfläche verschwindet.

Bondora begründet diesen Schritt damit, dass das manuelle investieren in P2P-Kredite keinen Sinn ergibt, da alle Kredite innerhalb von 10 Minuten finanziert sind und ein Großteil der Kredite automatisch von Portfolio Managern gekauft wird. Somit ist der Primärmarkt die meiste Zeit leer.

Welche Auswirkungen hat das auf mich?

Um es kurz zu machen: Keine.

Ich habe bei Bondora nicht ein einziges mal manuell investiert sondern lasse alles den Portfolio Manager erledigen. Für mich ist der Primärmarkt in der Oberfläche also überhaupt nicht von Bedeutung.

Mein Portfolio Manager läuft weiterhin wie gehabt. Aktuell ist der Primärmarkt tatsächlich leer und somit ist die Pflege dieses Features wirklich überflüssig und die Kapazität kann lieber in die Optimierung des automatischen Investierens gesteckt werden.

Ich halte es ohnehin für falsch, bei diesen kleinen Beträgen manuell zu investieren. Der Zeit aufwand wäre einfach zu hoch wenn ich über jeden 5€-Kredit selbst entscheiden müsste.

Schlummert da noch etwas?

Einen Aspekt, den ich mit Argusaugen beobachte ist, dass der Bedarf an P2P-Krediten rückläufig zu sein scheint. Ich schließe das daraus, dass die Anzahl der Kredite auf dem Primärmarkt sinkt während der Sekundärmarkt immer stärker gefüllt wird.

Plattform Anzahl Kredite Primärmarkt Anzahl Kredite Sekundärmarkt
Bondora 0 36.000
Mintos 9.135 27.827
Viventor 433 771
Twino 4.740 ?

Bei fast allen Plattformen (Mintos*, Viventor*, Bondora*) hat der Auto-Investor in der letzten Zeit Schwierigkeiten gehabt, Kredite zum investieren zu finden und ich musste nachjustieren. Lediglich Twino läuft bisher ohne Vorfälle.

Gerade bei Bondora habe ich aktuell das Phänomen beobachtet, dass Cash nicht direkt reinvestiert wird. Derzeit habe ich etwa 8€ Cash bei Bondora und den PM so konfiguriert, dass er 5€ je Kredit investiert. Wären genug Kredite in der PM-Stufe “Ausgeglichen” vorhanden, dürfte ich eigentlich nur 3€ Cash haben.

Daraus schließe ich, dass nicht nur für manuelle Investoren keinen Kredite auf dem Primärmarkt vorhanden sind, sondern auch für automatische Investoren die Luft mittlerweile knapp wird.

Ich befürchte, dass wir langsam einen Punkt erreicht haben, an dem es zu viele Investoren für zu wenig Kreditnehmer gibt.

Allerdings scheinen auch viele Investoren einfach das Interesse verloren zu haben. Bei Mintos ist der Sekundärmarkt voll mit Krediten mit Rückkaufgarantie, ohne Verzögerung und ohne Aufschlag, die vom Rendite-Profil genau in mein Beuteschema passen.

Hier wünsche ich mir, dass die automatischen Investoren auch den Sekundärmarkt absuchen. Bei Bondora ist das bereits so, allerdings scheint es mein aktuelles Problem dort auch nicht lösen zu können.

Fazit

Ich bleibe weiterhin investiert. Die Abschaffung des Primärmarktes stört mich überhaupt nicht und hat auch keine Auswirkung auf mein Investitionsverhalten.

Diese Maßnahme könnte aber ein Symptom der Überflutung der P2P-Plattformen mit Investoren oder dem fehlenden Interesse der Kreditnehmer sein. Wen das so ist, kann man hier nur mit geringeren Renditeerwartungen oder höherem Risiko gegensteuern solange bis die P2P-Plattformen für Investoren nicht mehr rentabel sind.

Aber da sind wir zum Glück noch nicht.

Wie siehst Du das? Sind die rosigen Zeiten für P2P-Investoren vorüber oder werden wir noch lange Renditen von 10% aufwärts erzielen können?

5 Kommentare

  1. Ich beschäftige mich gerade sehr intensiv mit dem Thema P2P-Kredite. Daher habe ich mich auf deinen Artikel gestürzt und ihn studiert 🙂
    Ich denke auch, dass der Primärmarkt für den Anleger nicht mehr so wichtig gewesen ist. Die allermeisten nutzen sowieso den Autoinvestor.
    Wie die Zukunft aussieht kann man nicht genau vorhersagen. Da aber scheinbar immer mehr Menschen in P2P-Kredite investieren, kann es sein das die Rendite zurückgeht. Es muss dann wahrscheinlich das Risiko erhöht werden um noch eine vernünftige Rendite zu bekommen.
    Aber ob das wirklich so kommt wird die Zukunft zeigen.

    Gruß Klaus-Dieter

  2. Für mich der automatische Investment ist ein großes Problem, die Rendite ist niedrigen von 5% ungefähr wen ich automatisch investiere als Manuel. Mit weniger Rendite bin ich besser bei Mintos.

  3. Man darf auch nicht vergessen, dass es noch knapp 100 andere Plattformen in Europa gibt, die von Investoren “entdeckt” werden können. Der Run auf die von dir genannten Plattformen ist extrem hoch, nicht zuletzt, weil wir darüber informieren. Aber ich denke, es gibt noch viel Luft, wenn man links und rechts schaut.

    1. Hallo Lars,
      da hast Du natürlich Recht. Gefühlt kommt ja fast jeden Monat eine neue Plattform ans Licht. Ich bin da in den meisten Fällen aber erst mal sehr zurückhaltend. Auf Dauer werden sich wahrscheinlich nicht alle Plattformen halten können, da die Konkurrenz ja schon recht hoch ist.

      Mit welchen anderen Plattformen hast Du den bisher noch gute Erfahrungen gemacht? Plattformen wie Crosslend oder Auxmoney sind ja auch schon sehr bekannt und konnten mich bislang auch nicht überzeugen.

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

      1. Deine Vermutung, dass sich nicht alle Plattformen so lang halten werden, teile ich. Aber bisher sind noch alle da 😉

        Ich verfolge derzeit noch die auch dir bekannten Plattformen, weil ich ausnahmslos sehr zufrieden mit ihnen bin (mal abgesehen von Crosslend und Auxmoney). Testen möchte ich in nächster Zeit noch Investly und Estateguru. Zwei Plattformen, auf die Claus mich gebracht und auch in unserem Buch vorgestellt hat. Sie sind aber nicht vergleichbar mit Buyback-Plattformen wie Twino oder Mintos.

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