ComStage stellt ETFs auf „ausschüttend“ um. Was tun?

In den letzten Tagen erhielt ich einen Haufen E-Mails von der Consorsbank*, bei der ich unter Anderem meine ETF-Anteile der folgenden ETFs liegen habe:

  • ComStage MSCI Emerging Markets (ETF127)
  • ComStage MSCI World (ETF110)
  • ComStage NASDAQ-100 (ETF011)
  • ComStage DAX (ETF001)

Zu allen ETFs hatte ich früher Sparpläne laufen. Da ich mich aber für 2018 für ein manuelles Investieren in Aktien entschieden habe, sind diese Sparpläne deaktiviert. Dennoch halte ich meine ETF-Anteile weiterhin. Sie bilden das Fundament meiner Investitionen.

Zu jedem dieser ETFs erhielt ich von der Consorsbank eine E-Mail mit dem Betreff „Wichtige Terminanschreiben für Konto XXXXXX“. Klingt schon mal nervig.

Was wollen die?

Also habe ich mich zeitnah in mein Consorsbank-Depot eingeloggt und mir die PDFs aus dem Online-Archiv gezogen. Und siehe da: Für die ersten drei ETFs im Prinzip die gleiche Meldung:

Bla bla bla. Geschwafel Geschwafel Geschwafel. AGBs dies das. …
Mitteilung an die Anteilinhaber
Der Verwaltungsrat der ComStage (die „Gesellschaft“) hat für unten genannte Teilfonds zum 12.03.2018 beschlossen, die Ertragsverwendung von „thesaurierend“ auf „ausschüttend“ umzustellen.

Aha. Die erste Seite enthält schon mal keine wirklich wichtigen Informationen, aber auf Seite 2, dem Anhang, kommen wir zum eigentlichen Kern der Mitteilung: ComStage stellt meine ETFs von thesaurierend auf ausschüttend um.

Das heißt: Ausschüttungen der enthaltenen Aktien werden nicht mehr reinvestiert sondern auf mein Verrechnungskonto ausgezahlt.

Eine solche Umstellung hatte sich ja auf Grund der viel diskutierten Steuerreform im Bezug auf die Besteuerung von ETFs bereits angedeutet. Auf dieses Thema gehe ich übrigens nicht näher ein, da es auf meine Investmententscheidungen keinen Einfluss hat. Ich empfehle dazu die Folge 50 vom „Der Finanzwesir rockt“-Podcast.

Für den DAX-ETF enthielt das Schreiben übrigens andere Neuigkeiten, auf die ich später noch eingehe.

Welche Auswirkung hat die Umstellung für mich?

TLDR: (Fast) keine

Grundsätzlich kann ich mir jetzt überlegen, ob mir abschüttende ETFs gefallen. Ursprünglich hatte ich mich dazu entschieden, auf thesaurierende ETFs zu setzen. Schließlich möchte ich Vermögen aufbauen. Daher bin ich nicht auf die Ausschüttung angewiesen. In sofern hat eine Ausschüttung für mich keinen Vorteil und ich muss sie im Zweifel auch noch versteuern.

Mittlerweile habe ich aber angefangen, neben den ETFs langsam ein Dividendendepot aus Einzelaktien aufzubauen. Insofern erhalte ich ohnehin schon Ausschüttungen.

Was die ETFs angeht konnte ich mir jetzt aber überlegen, ob ich mit der Umstellung lebe oder aber meine Anteile verkaufe. Ich habe mich natürlich für Behalten entschieden.

Würde ich jetzt alle Anteile verkaufen, müsste ich auf einen Schlag alle Gewinne versteuern und mir über dies noch überlegen, wohin das Geld danach fließen soll. In jedem Fall würde diese Aktion viele Steuern und auch Gebühren kosten. Und außerdem eine ganze Menge Nerven…

Da bleibe ich lieber bei der aktuellen Situation und lebe damit, dass ich die Ausschüttungen versteuern muss. Durch die Investmentsteuerreform 2018 entfällt der Steuersparvorteil thesaurierender ETFs ohnehin. Und Ausschüttungen kann ich darüber hinaus ganz flexibel neu anlegen.

Die einzige Sache, die es jetzt noch zu prüfen gilt, ist der Freistellungsauftrag. Diesen kann ich ggf. erhöhen, damit Ausschüttungen bei der Consorsbank nicht zunächst an das Finanzamt gehen. Das war es aber auch schon.

Und was ändert sich beim ETF001 (ComStage DAX)?

Für meinen DAX-ETF waren die Botschaften etwas anderer Natur. Hier wurde nicht etwa nur die Ertragsverwendung umgestellt, sondern auch gleich eine Substanzausschüttung gestattet. Es kann also mehr ausgeschüttet werden, als Gewinn da ist.

Begründet wird dies damit, Ausschüttungen unabhängig von Dividenden und Gewinnen durchführen zu können um hierdurch steuerlich günstig agieren zu können.

Das kann aber eben auch bedeuten, dass die Anteile an diesem ETF nach und nach geringer werden, nämlich dann, wenn regelmäßig etwas von der Substanz ausgeschüttet wird.

Auch hier gibt es wieder nur zwei Möglichkeiten: Verkaufen oder Behalten und ich habe mich wieder für Letzteres entschieden. Vor allem warte ich aber erst mal ab, wie sich diese Änderung in der Praxis auswirkt.

Ich hatte ohnehin überlegt, meine Anteile an diesem ETF zu verkaufen um mein Portfolio etwas zu formen. Letztendlich habe ich es aber gelassen um unnötige Gebühren und Steuern zu vermeiden. Wenn sich der ETF jetzt langsam auflöst ohne dass ich dabei Gebühren zahlen muss, bin ich hier relativ emotionslos.

Fazit

Bei meinen ETFs hat sich einiges geändert. Die sorgsamen Überlegungen, welche ich vor zwei Jahren bei der Auswahl getroffen habe, sind hinfällig. Und es ist mir egal.

Steuerliche Änderungen sind zwar oft nervig, aber meistens eben auch nicht mehr als das.

Fun Fact: Das Investmentsteuergesetz ist jetzt so einfach geworden, dass es Bücher gibt*, welche die Gesetze beschreiben und kommentieren. Diese Bücher haben meist 700 oder mehr Seiten haben. Irgendwie haben der Staat und ich ganz unterschiedliche Definitionen von einfach. 😉

Das zeigt wieder: Nicht so viel Zeit auf die sekundären Faktoren wie Ertragsverwendung oder Replikationsart verwenden. Statt dessen einfach für einen Index entscheiden, einen großen und einigermaßen günstigen ETF auswählen und dann Buy, Buy, Buy and Hoooold.

Bist Du auch von dieser Umstellung betroffen? Und wie gehst Du damit um?

15 Kommentare

  1. Hallo,

    ich bin zwar von der Umstellung nicht betroffen, habe mich aber ohnehin gleich von Anfang an für ausschüttende ETF´s in meinem Portfolio entschieden.
    Ich will mir ja ein passives Einkommen aufbauen und da sind ausschüttende ein Muss.

  2. Ja, ich bin auch betroffen (ETF110). Meine Bank (comdirect) hat mich diesbezüglich noch nicht kontaktiert, aber ich hatte schon anderswo gelesen, dass das wohl kommen soll.

    Ich seh das ähnlich wie du. Langfristige Buy and Hold Strategie, keine Panik schieben bei solchen Veränderungen. Ich werde meine Anteile auch behalten und evtl. den Freistellungsbeitrag ändern.

    Hauptsache mein Gesamtvermögen wächst stetig.

    Liebe Grüße,
    Carsten

  3. Hätte ich das mal vorher gewusst das jetzt alle nach und nach auf ausschüttende Modelle umstellen hätte ich mir die “früher” stets teureren ausschüttenden gespart und abgewartet 😉
    Ich fand/finde es schön auch immer mal wieder etwas ausgeschüttet zu bekommen und da ich eh manuell kaufe ist das für mich so auch okay kommt dann in die rebalancing Wiederanlage mit rein…

  4. Hallo,
    ich bin auch betroffen und werde wohl nichts unternehmen. Dann kommen eben ein paar Euro ab und an aufs Verrechnungskonto. Bis ich den Freibetrag von 801 Euro ausschöpfe dauert es ohnehin noch.

    Zum DAX-ETF: lies die Mitteilung nochmal genau. Gut möglich, dass du gebührenfrei verkaufen kannst aufgrund der Änderung.

  5. Ich habe auch diese nachrichten zu meinen Comstage ETFs bekommen und mache es auch so wie Du.
    Da man nach der neuen Reform eh 2 % fiktiv versteuern muss und die typische Dividendenrendite der bekannten Indices bei 2 – 3 % liegt, macht das nicht wirklich viel aus.
    Und die augeschütteten Beträge bekomme ich gebührenfrei und kann umbalancieren. Müsste ich dafür Anteile verkaufen, würden auch Steuern und vor allem Gebühren anfallen.
    Bei der ING Diba ist der Ankauf von vielen ETFs ab 500 EUR gebührenfrei, so dass man die Ausschüttung nehmen kann + das Ersparte vom Girokonto und dann in einen neunen ETF nach Wahl.
    Derzeit kaufe ich Vanguard ETFs, z.B. den FTSE Developed Europe UCITS ETF, der mit 0,12 % TER wirklich günstig ist. Der Tracking Error muss sich noch zeigen, bei einen physisch replizierenden Fonds bin icgh da aber zuversichtlich.

  6. Hi, ich bespare erst seit letztem Jahr 3 ETFs auch dabei sind der ETF110(MSCI WORLD) und der ETF060 (EURO STOXX 600), habe eben extra in mein Depot geschaut… Bisher habe ich keine Nachricht dass der ETF110 auch auf ausschüttend umgestellt wird.
    Eine erfreuliche Nachricht für mich dass dann doch beide ETFs ausschüttend sind. Bin 28 Jahre alt und habe leider erst letztes Jahr angefangen mir ernsthafte Gedanken über mein Vermögen zu machen. Davor habe ich noch den Versicherungen und der Banken “vertraut” und die Verantwortung von mir geschoben… Endlich bin ich selbst verantwortlich für mein Geld.
    Und ja ich lasse auch beide ETFs weiterlaufen mit meinem Sparplan, freue mich auf die kleinen Ausschüttungen zum Rebalancing oder für neue Investments. Danke für den guten Bericht.

    grüße
    Simon

  7. Ein großer Teil meines ETF Portfolios, und damit meines Depots, besteht aus Comstage ETFs. Ich begrüße die Umstellung. Ich habe mit den thesaurierenden ETFs angefangen aber meine Strategie geht immer mehr auf Dividenden. Dazu ist mir diese Vorabpauschale einfach nicht geheuer. Steuern zahlen damit ich Geld in ETFs anlegen darf fühlt sich einfach falsch an.

  8. Hallo Tobias,

    ich mache es wie Du. Diese mikroskopischen Auswirkungen sind mir herzlich egal und ich bleibe vorerst bei den ETFs. Ich halte “ausschüttend” oder “thesaurierend” eh für mehr oder weniger gleichwertig. Die Ausschüttungen einfach mit der nächsten Investitionsrate reinvestieren und fertig ist die Laube.

    Liebe Grüße
    Dummerchen

  9. Hallo,
    Bin bei Flatex. Die verlangen seit kurzem Strafzinsen auf das Verrechnungskonto. D.h. Nach einer Ausschüttung muss ich das Geld sofort reinvestieren oder vom Konto nehmen. Nervig.

    Gruß
    Jamyz

    1. Hallo Jamyz,
      das stimmt. Soetwas ist echt nervig. Wenn ich mich richtig erinnere, langt Flatex bei einigen Ausschüttungen ohnehin ordentlich zu (z.B. bei ausländischen Dividenden). Ist das noch immer so und wie sieht das für ETFs aus?

      Gruß
      Tobias

  10. Hallo,
    hatte heute den Brief in der Post. Bei mir betrifft es scheinbar nur einen ETF. Der ETF003 geht auf den DivDax. Ich habe nur ca 37 Stk, jedoch war eigentlich mein Portfolio als Fire&Forget angelegt, ohne das ich mich groß drum kümmern muss. Sprich alles thesaurierend. Jetzt habe ich das schon das zweite mal. und ich fürchte, dass meine anderen ETFs, die ich noch halte ebenfalls bald umgestellt werden (EM+World).
    Da ich sowieso keine DivDax mehr nachkaufe, kann ich es auch langsam auslaufen lassen und in mein EM+World Portfolio schlichten. Mal sehen, wie sich das dann noch mit der Steuer entwickelt.
    Bin jetzt schon genervt 😀

  11. Hallo zusammen.
    Was bedeutet hier steuerlich günstige Substanzausschüttung, bzw. für wen günstig? Denke nicht zwingend günstig für jeden einzelnen Anteilsinhaber, oder? Dann ist es auch schwierig den erforderlichen Freistellungsbetrag vorab zu bestimmen, wenn man nicht weiß was ungefähr kommt.

    Auf was hier noch nicht eingegangen wurde: Was bedeutet “…die Verwaltungsgesellschaft … für Rechnung des Teilfonds eine Vergütung in Höhe von bis zu 30% der Erträge aus diesen Geschäften erhält.“ Hört sich für mich an wie bis zu 30% von der Dividende und anderer Erträge gehen an comstage, nicht an mich?!
    Auch Absätze 5 und 6 sind mir unklar. Was ist ein Wertpapierleihegeschäft und wieso steht dort 0%, denke das hätte mam weglassen können.

    Vielen Dank im voraus für Antworten und Hilfe.

    Bin ebenfalls bereits genervt.

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