Der erste Job – Die Chance Deines Lebens!

Dieser Artikel richtet sich eher an meine jüngeren Leser und Leserinnen. Ich möchte euch damit auf die unglaubliche Chance hinweisen, die ihr habt, wenn ihr kurz vor eurem ersten Job steht oder gerade angefangen habt zu arbeiten.

Die Ausgangssituation

Aktuell lebt ihr von BAFöG, vom Unterhalt eurer Eltern oder verdient euch mit dem einen oder anderen Nebenjob etwas dazu. Damit kommt man irgendwie über die Runden. Und zur Not gibt es in der letzten Woche des Monats eben nur Toastbrot, wahlweise mit oder ohne Schmelzkäse.

Klar. In dieser Situation ist an Sparen und Investieren vielleicht noch nicht zu denken. Egal wie sehr ihr euch anstrengt: Dank der steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten ist am Ende des Geldes immer noch etwas Monat übrig.

Und das ist gar nicht mal schlecht. So lernt ihr nämlich rechtzeitig, wie man sparsam lebt.

Aber damit kommen auch die Wünsche auf, irgendwann mal besser zu leben: Ein eigenes Auto haben, eine größere Wohnung oder einfach öfter mal Reise und besser zu essen. Und die zerrissenen Jeans könnten auch mal ersetzt werden.

Die Chance

Jetzt endlich ist es soweit: Nach wochen- oder monatelangen Bewerbungsverfahren habt ihr endlich euren ersten Arbeitgeber gefunden und seid in freudiger Erwartung des ersten Monatsgehalts. Eine Summe, deren Höhe einfach schwindelerregend ist. „Und das bekomme ich jetzt jeden Monat?“, fragt ihr euch vielleicht. So ist es!

Prima. Also gleich einen Kredit aufnehmen, Auto kaufen und erst mal Urlaub machen. Halt Stop!

Genau hier liegt die größte Chance eures Lebens versteckt. Nur weil ihr euch jetzt vieles leisten könnt, heißt das noch lange nicht, dass ihr euch alles leisten müsst.

Bevor ihr also euren Lebensstil mal eben schnell an das neue Einkommen anpasst, macht euch erst mal Gedanken, was ihr wirklich wollt und braucht.

Denn nur mal angenommen, es wäre für euch erträglich, euer bisheriges Leben einfach so weiter zu führen, wieviel könntet ihr dann auf einen Schlag sparen? Eine Sparquote von 60, 70 oder gar 80% wäre dann theoretisch möglich.

Das ist sehr extrem. Aber das muss es ja gar nicht sein. Wenn ihr euch ein bisschen mehr gönnt als vorher, öfter mal in Urlaub fahrt aber ansonsten sparsam lebt, könnt ihr vielleicht noch immer eine Sparquote von 50 oder 60% erreichen ohne dass ihr euch mehr einschränken müsst.

Und das aus einem ganz einfachen Grund: Euer Einkommen wir wahrscheinlich NIE wieder so stark steigen wie jetzt.

Ja okay, mal eine Gehaltserhöhung von 5 oder vielleicht 10%, wenn ihr gut seid. Aber von BAFöG zum ersten Gehalt nach einer Ausbildung oder einem Studium sind schnell mal 100 – 400% Aufschlag. Mit dieser Differenz ist einiges möglich.

Was ist zu tun?

Am Besten noch bevor das erste Gehalt auf eurem Konto landet rechnet ihr mal aus, wieviel mehr ihr in Zukunft monatlich zur Verfügung habt. Dazu fragt ihr einen Brutto-Netto-Rechner, wieviel von eurem Bruttogehalt tatsächlich auf eurem Konto landen wird. Und ihr zieht davon euer aktuelles Einkommen (BAFöG, Unterhalt, Hiwi-Job, whatever), bzw. den Teil, den ihr davon ausgebt, ab.

Wenn durch den neuen Job auch eure Ausgaben steigen, weil ihr z.B. pendeln müsst, ein Auto braucht oder in eine teurer Stadt zieht, rechnet ihr die erwarteten Mehrkosten (Rechner auf Finanzscout24) noch zu euren aktuellen Lebenshaltungskosten dazu.

Die Differenz aus zukünftigem Einkommen und zukünftigen Lebenskosten ist das, was ihr am Ende mehr zur Verfügung habt. Hoffentlich immer noch eine schöne Summe und vor Allem genau der Betrag, den ihr monatlich sparen könntet.

Entscheidet euch nun, wieviel ihr davon sparen möchtet und richtet einen Dauerauftrag auf ein Tagesgeldkonto ein, der direkt am Monatsanfang nach Gehaltseingang den Sparbetrag von eurem Giro-Konto abzieht. Das können 100%, 75% oder auch nur 25% sein, oder irgendwas dazwischen.

Macht euch aber bewusst, dass es später immer einfacher ist, die Sparquote zu reduzieren als sie zu erhöhen. Will heißen: Fangt hoch an. 90 oder sogar 100%!

Wenn euch das Leben dann zu spartanisch ist, könnt ihr bequem auf 70 oder 50% reduzieren und habt immer noch eine tolle Sparquote.

Wie es weiter geht

Dadurch, dass ihr erst einmal viel spart, müsst ihr euch bewusst dafür entscheiden, weniger zu sparen und habt erst mal die Gelegenheit, euch darüber klar zu werden, was ihr wirklich wollt und braucht.

Egal wie ihr euch entscheidet, das Geldpolster, das ihr euch während dieser Entscheidungsphase automatisch aufbaut, hilft.

Wenn es der Neuwagen oder das Eigenheim sein müssen: Okay. Mit etwas Eigenkapital ist es viel leichter, einen Kredit zu bekommen.

Und wenn (hoffentlich) andere Dinge für euch eine höhere Priorität haben (Stichwort: private Altersvorsorge), dann könnt ihr vielleicht auf einen großen Teil der gesparten Geldes für längere Zeit verzichten und es risiko- aber auch ertragreicher investieren (z.B. in ETFs).

Dafür könnt ihr von eurer Sparquote automatisch einen frei wählbaren Anteil monatlich oder quartalsweise in einen ETF investieren und somit langfristig ein wahnsinniges Vermögen aufbauen.

Fazit

Das Tolle am Berufseinstieg ist, dass man durch den sprunghaften Einkommensanstieg ohne viel Anstrengung auf eine hohe Sparquote kommen kann, ohne auf etwas verzichten zu müssen.

Wenn man erst mal einen hohen Lebensstandard erreicht hat, ist es sehr schwierig, davon wieder runter zu kommen, ohne dass es sich nach Verzicht anfühlt.

Wenn man das, in diesem Artikel geschilderte, Vorgehen konsequent bei jeder Gehaltserhöhung bzw. bei jedem Einkommenssprung anwendet, schafft man es, eine hohe Sparquote aufrecht zu erhalten und hat somit beste Voraussetzungen für ein finanziell erfolgreiches Leben.

Ich bin sehr froh, dass ich rechtzeitig auf dieses Thema aufmerksam geworden bin und somit seit meinem ersten Gehalt regelmäßig und ordentlich sparen kann.

Wenn Dir der Artikel gefallen hat, freue ich mich, wenn Du ihn über Facebook, Twitter, Mail oder Brieftaube mit Freunden und Bekannten teilst. Vielleicht kennst Du ja jemanden, der bald in diese Situation kommt und davon profitieren könnte.

9 Kommentare

  1. Hi Tobias,

    super Artikel, dem wir nur zustimmen können. Wir arbeiten jetzt seit etwas über 1,5 bzw. 1 Jahr Vollzeit in recht gut bezahlten Jobs. Aber wir leben einfach weiter auf dem vorherigen Studentenniveau weiter – zumindest in den meisten Bereichen unseres Lebens. Und es ist genau so wie du schreibst: Die hohe Sparquote ist ein Kinderspiel. Denn wir haben uns gar nicht dran gewöhnt Geld auszugeben für Dinge, die wir eigentlich gar nicht brauchen.

    Ich hoffe, dass wir uns das noch ganz lange beibehalten können. Beim Thema Hochzeit war es schon schwer sich abzugrenzen – mal sehen wie es irgendwann beim Thema Kinder funktioniert. Sind ja beides so Lebensbereiche, in denen Konsum groß geschrieben wird 😉

    LG
    Marielle

  2. Der Berufsstart ist ein wichtiger Meilenstein im Leben. Das große Geld kommt rein, Auto und Wohnung verschlingen direkt einiges. Ich versuche ebenso den studentischen Lebensstil bei zubehalten, wobei es mir nach 4 Jahren im Berufsleben nicht so einfach von der Hand geht wie ganz am Anfang. Urlaub, irgendwann doch mal ein größeres Bett.. Der Lebensstandard wächst. Dennoch bin ich froh, die letzten Jahre sehr sparsam gelebt zu haben. Trotz Lifestyle-Inflation hat man dadurch eine tolle Grundlage.

  3. Du beschreibst sehr gut die Lifestyle Inflation und wieso man diese vor allem am Anfang vermeiden sollte. Bei mir sah es ähnlich aus mit fast 300% Aufschlag auf das Gehalt nachdem ich die Ausbildung abgeschlossen habe, allerdings ann ich gut 40% Sparen. Hoffentlich wird es etwas mehr als 40% über das ganze 2017 gerechnet.

    Allerdings hatte ich nebenbei immer schon ein Business, was beinahe so viel Geld eingebracht hat wie die Ausbildung. Darum verdiente ich sowieso schon immer etwas mehr als sonst.

    Grüsse
    Thomas

  4. …und bei manchen Dingen wird es auch schwieriger. Neue Stadt, mit evtl. teurerer Wohnung (auch ohne mehr Lifestyle, einfach weil die neue Stadt teurer ist). Das Bier kostet nicht mehr 1,30 Euro in der Studentenkneipe (die es in der neuen Stadt nicht gibt), sondern 3,90 Euro. Statt Mensaessen für 2,50 Euro kostet Mittagessen in der Kantine 6,90 Euro (muss man natürlich nicht machen, wäre aber für viele Studenten auch keine Lifestyle-Inflation). Ein halbes Jahr ÖPNV kostet nicht mehr 200 Euro sondern 1200 Euro. Verwaschene T-Shirts mit Bandaufdruck und ausgelatschte Sandalen kann man auch in vielen Jobs nicht anziehen… Und so weiter. Also nicht schocken lassen, wenn die Ausgaben trotz aller Sparsamkeit um 30-50% steigen, ohne dass sich das im Lifestyle bemerkbar macht.

    Aber trotzdem kann viel Geld übrig bleiben, nach inzwischen knapp sechs Jahren bei mir schon ein kleines Vermögen. Und das, obwohl mein damals 15jähriger Röhrenmonitor den Umzug nicht überlebt hat und vom ersten Gehalt erstmal durch zwei große LCDs ersetzt werden musste 😀

    MfG, Arno

  5. Guter Artikel, der ein bekanntes Problem anspricht, mir jedoch an einigen Stellen zu oberflächlich und zu kurz gedacht ist.
    Ich komme aus einer norddeutschen Großstadt (naaa, welche wohl?) und bekomme immer häufiger mit, unter welchen Bedingungen zugezogene Studenten und Azubis hier teilweise leben müssen. Der Wohmraum verteuert sich massiv und auch im Umland (halte einen einfachen Dienstweg von Tür zu Tür bis 60 Minuten für angemessen) werden die Wohnungen spürbar teurer. So zahlen viele junge Leute für winzig-kleine WG-Zimmer Summen, die in anderen Gegenden für eine solide 2-Zimmer-Wohnung reichen würden. Auch Grundversorgung & Co gibt es nicht geschenkt. Viele dieser jungen Menschen leben halbwegs auf Hartz IV- Niveau, diesen “Lebensstandard” nach 13 Jahren Schule + x Jahre Studium verlassen zu wollen, ist nur nachvollziehbar. Ich mag an dieser Stelle dann nur schwerlich den mahnenden Zeigefinger erheben und auf die Sinnhaftigkeit einer möglichst hohen Sparrate zu Beginn der “Sparerkarriere” verweisen.

    Auch darf nicht vergessen werden: Viele Studenten haben durch staatliche oder elterliche oder kredittechnische Förderungen sowie durch Nebenjobs bereits während des Studiums (zwangsweise, siehe o.g. Gründe) ein ähnlich hohes Einkommen wie während des Studiums. Mit Abschluss und Übernahme in ein Agestelltenverhältnis verlagen sich die Einkommensquellen einfach nur, an der absoluten Summe ändert sich meistens gar nicht all zu viel. In jedem Falle ist mir schleierhaft, wie aus einer solchen Situation heraus eine Sparquote von 50% möglich sein soll. Sorry, aber keine Chance.

    Mit meinen Mitte 30 habe ich auch langsam aber sicher einen anderen Blick auf die Dinge: Wer nach dem Studium nochmal auf Weltreise gehen will, soll das bitte machen. Denn mit 30 und Kind und Kegel nochmal alles hinschmeissen und in Australien mit 6 Mann im versifften Hostel pennen? Ja nee, is klar…. Für einige Dingen gibt es nur gewisse Zeitfenster und was ich an Lebenserfahrung durch solche “sparquotenschdliche” Tripps mitnehmen kann, kann mir keiner mehr nehmen. Unter diesem Aspekt kann es, neben einem angemessenen Sicherheitspolster, in meiner Sichtweise keine bessere Rendite geben, als möglichst schnell möglichst viel vom Leben mit zu nehmen (ob da alle 2 Jahre der neue Fernseher mit zugehört, sei mla dahin gestellt).

  6. Hallo Finanzfisch,

    symbolisch gemeint geht es ja um die Frage “Investieren oder direkt dicke Karre?”. Allerdings kann man selbstverständlich nachvollziehen, dass viele Menschen nach jahrelangem Verzicht (Schule, Ausbildung, Studium etc.) noch kein Interesse am Thema “Investitionen” etc. haben, was ja automatisch auch wieder (Konsum-)Verzicht bedeuten würde.

    Das ganze Thema besitzt natürlich 10.000 Graustufen, auf die der “Hamburger” (“Vorredner”) bereits im Ansatz eingegangen ist.

    Ob die Minimalsparrate von 25 Euro (z.B. in ETFs) bzw. der Verzicht auf 4-5 Schachteln Zigaretten oder Starbucks-Kaffee im Monat wirklich nicht umsetzbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. In einem anderen Blogartikel bist du ja bereits darauf eingegangen, welche Problematik die Thematisierung des “lieben Geldes” sogar im engsten Freundes- und Bekanntenkreis haben kann. 😉

    Unabhängig vom Investieren mag der wichtigste Aspekt sein, dass man seine Lebenshaltungskosten nicht ganz so hoch schraubt, wie es der Mehrverdienst zulässt. Hierauf ist ja bereits die “Ex-Studentin” eingegangen. Mit der Zeit entsteht automatisch ein Polster und evtl. der Wille, dieses irgendwie “besser” für sich “arbeiten” zu lassen. Zumindest können wir das in unserem Bekanntenkreis so beobachten. Und DANN kommen wir ins Spiel. 😉

    Liebe Grüße von Ted & Toro

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