Die Levermann-Strategie

Bereits seit etwa einem Jahr stand das Buch “Der entspannte Weg zum Reichtum” von Susan Levermann* auf meiner Amazon-Wunschliste. Leider aber wurde es von meiner Familie bei jeder Gelegenheit links liegen gelassen. Klar, wer schenkt schon gerne ein Buch in dem es um Börsenwissen und “Reichtum” geht?

Jetzt endlich habe ich es aber, mangels Alternativen, doch geschenkt bekommen und sofort mit dem Lesen begonnen.

Ich denke, dass dieses Buch so ziemlich jedem Leser ein Begriff ist und so möchte ich gar nicht zu sehr auf die Details gehen. Um es kurz zu machen: es lohnt sich!

Warum lese ich so ein Buch?

Der Titel ist zunächst mal abschreckend. Nicht, weil ich etwas dagegen hätte, reich zu werden, sondern weil dieser Titel natürlich sehr plakativ ist. Wenn jemand entspanntes Reichwerden in Taschenbuchformat für knapp 12€ anbietet, muss man einfach misstrauisch werden.

Dennoch (vor Allem wegen der vielen positiven Berichte auf anderen Blogs) war ich neugierig auf das Buch und gespannt auf die darin vorgestellte Strategie.

Ich habe das Buch also nicht in der Hoffnung gelesen, darin eine Zauberformel zu finden, sondern um die Methoden kritisch zu hinterfragen und einzelne Aspekte für meine Strategie übernehmen zu können.

Das hat mir gefallen

Ich habe es ja schon verraten: Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Und das liegt vor allem an den folgenden Punkten:

Breites Spektrum an Faktoren

Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern aus dem Aktien-Genre beschäftigt sich dieses Buch (fast) nicht mit irgendwelchen Chartanalyse sondern vielmehr mit dem Unternehmen hinter der Aktie.

So stützen sich viele Bewertungen, die in der Strategie vorgenommen werden auf Fundamentaldaten. Hier begründet die Autorin ausführlich und verständlich, welche Vor- und Nachteile diese und jene Kennzahl hat, wenn sie in einem bestimmten Bereich liegt.

Noch besser gefallen hat mir aber, dass neben fundamentalen Daten auch psychologische Faktoren heran gezogen wurden. Genau wie die Autorin bin ich nämlich davon überzeugt, dass diese mit den höchsten Einfluss auf die Entwicklung einer Aktie haben.

Daher finde ich es interessant, darüber nachzudenken ob und wie sich die Hauptjahresversammlung auf den zukünftigen Kurs auswirken könnte.

Leicht berechenbare Scores

Das interessante an der Levermann-Strategie ist, dass es verschiedene Bewertungskriterien gibt, die entweder +1 oder -1 zum Score beitragen. Am Ende wird über alle Kriterien summiert und die Summe mit einer magischen Grenze verglichen.

Liegt sie darunter wird verkauft bzw. nicht gekauft. Liegt sie darüber, wird gekauft. In sofern ist es reine Fleißarbeit, die Punkte zu berechnen und die Summe zu bilden. Das lässt das Herz eines Zahlenfetischens, wie ich einer bin, höher schlagen.

Für nicht ganz so fleißige stellt die Autorin auch noch eine Light-Variante vor.

Auch wenn ich die Kriterien größtenteils sinnvoll und nachvollziehbar finde, so ist die eigentliche Erkenntnis für mich, dass es mir extrem gut gefällt, meine Strategie (für aktive Investments) so zu formulieren, dass ich darüber einen Score berechnen kann. Das schränkt Emotionen und Willkür auf ein Mindestmaß ein.

Was mache ich jetzt damit?

Nur ein Buch zu lesen ist ja schön und gut. Ich würde aber das Gelesene sofort wieder vergessen. Daher habe ich mich dazu entschlossen, die komplette Levermann-Strategie in eine Software zu gießen, die mir innerhalb von Sekunden für ein Symbol die Entscheidung BUY oder SELL mitteilt.

Durch das Implementieren lerne ich die Formeln besser kennen und kann zudem mit verschiedenen Programmiersprachen und Frameworks spielen und so meine Fachkenntnis im Bereich der Softwareentwicklung weiter ausbauen.

Ich schlage also zwei Fliegen mit einer Klappe und habe endlich wieder ein Freizeit-Projekt, dass zwei meiner Hobbies miteinander verbindet.

Status mein Rating-Tools

Das Tool ist zwar noch lange nicht perfekt aber hat mir schon viel Freude bereitet, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Anwendung. Wann immer ich mich für eine Aktie interessiere, jage ich das Symbol durch mein Tool und erhalte einen ersten Eindruck.

Noch fehlen leider ein paar Kriterien (3/13), aber grundsätzlich ist das Ergebnis schon sehr informativ.

Aktuell basieren meine Berechnungen nur auf Yahoo Finance, aber ich werde sehen, dass ich auch noch andere Quellen integriert kriege. Dabei geht es mir weniger um das Ergebnis als vielmehr um den Weg und um das, was ich dabei lernen kann.

Mit dem Rating-Tool habe ich endlich ein Projekt gefunden, an dem es viel zu tun gibt und das mein Interesse an Aktien mit meiner Leidenschaft, der Softwareentwicklung, verbindet. Dies ist für mich der eigentliche Gewinn, denn ich durch das Buch erhalten habe.

Wird es öffentlich?

Vielleicht. Im jetzigen Status ist das Tool noch nicht bereit für die Nutzung in der breiten Masse. Ich könnte mir aber gut vorstellen, es später einmal öffentlich mache um Feedback dazu zu erhalten. Da kann ich aber nix versprechen. Wäre so ein Tool überhaupt interessant?

Ich persönlich finde, dass der eigentliche Mehrwert eines solchen Tools nicht in seiner Anwendung sondern vielmehr in seiner Implementierung liegt, da diese sehr zum Verständnis von Aktien und Unternehmen beiträgt.

Denn auch wenn die Levermann-Strategie eine einfache Kaufen/Verkaufen-Entscheidung liefert, sollte man am Ende immer noch mit Sinn und Verstand an die Sache gehen.

Wir der Finanzfisch jetzt ein Levermann-Investor?

Wohl kaum. Größtenteils werde ich nach wie vor passiv in ETFs investieren. Das ist noch simpler als ein Levermann-Tool und auch günstiger.

Für meine aktiven Investments werde ich aber zukünftig natürlich auch einen Blick auf mein Tool werfen. Nicht für eine Entscheidung, sondern für einen ersten Eindruck. Darüber hinaus lese ich natürlich trotzdem die Unternehmensberichte um das Unternehmen verstehen zu können.

Das ist für mich wichtig, da es für meine Psyche entscheidend ist, dass ich wirklich von dem Unternehmen überzeugt bin. Das erreiche ich nicht durch eine Hand voll Kennzahlen.

Fazit

Mir hat dieses Buch extrem viel gebracht. Einige der Kriterien im Buch kannte ich zwar schon, aber die Bewertung anhand von Grenzwerten und die Berechnung eines Scores waren für mich neu.

Ich konnte nicht nur etwas im Bereich der Aktien, sondern auch im Bereich der Softwareentwicklung lernen und hatte eine Menge Spaß dabei.

Zukünftig werde ich die Levermann-Kriterien bei aktiven Investmententscheidungen berücksichtigen, aber nicht ausschließlich auf sie vertrauen. Dennoch ist das Buch eine absolute Empfehlung, auch wenn man nicht vor hat, diese Strategie einzusetzen. Lernen kann man immer etwas.

Hast Du das Buch gelesen? Wie hat es Dir gefallen?

9 Kommentare

  1. Wie kommst du an die Daten von yahooFinance? Über deren API? Die Idee hatte ich auch schon, aber da fehlen mir einfach zuviel Kenngrößen für Levermann oder ähnliche Strategien.

    1. Hi moonraker,
      ja zum Einen über deren “offizielle” API und zum Anderen habe ich mir angeschaut, wie deren Seite an die Daten kommt und das quasi “reverse-engineered”. Damit kommt man dann noch an weitere Daten wie z.B. die Analystenmeinungen. Allerdings bin ich noch nicht absolut zufrieden weil der Datenbestand bei Yahoo Finance nicht ganz so gut ist (insbesondere für deutsche Aktien). Deshalb überlege ich, ob ich die Daten durch Daten von Finanzen.net o.Ä. anreichern kann.

      Das ist einer der Gründe, wieso ich das Tool noch nicht publik gemacht habe: Es ist auf Grund der Daten bisher noch mit Vorsicht zu genießen.

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

  2. Welche Technologien setzt du ein? Ich hatte selbst schon ein solches Tool angefangen. Meist verwende ich dann für mich neue Frameworks, so lerne ich nebenbei noch neue Technologien und investiere in mich selbst 😉

    1. Hi Stefan,
      ja so mache ich es auch. In diesem Fall habe ich als Sprache für das Backend Groovy und das Spring Framework verwendet und die Logik über eine REST-API bereit gestellt. Für das Frontend habe ich Angular 2 + Bootstrap eingesetzt. Mit allen Frameworks hatte ich bisher wenn überhaupt nur sehr rudimentäre Erfahrungen da ich beruflich derzeit eher in der C++ & QT-Ecke unterwegs bin, aber gerade die Abwechslung macht ja auch den Reiz aus.

      Und welche Frameworks und Sprachen hast Du eingesetzt?

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

      1. Angular (2) steht auch ganz oben auf meiner “damit will ich mich noch beschäftigen” Liste.

        Da ich meine C++ Kenntnisse verbessern will habe ich das Backend mit C++ und dem Google gumbo Parser umgesetzt. Die Daten rufe ich von diversen Seiten (FinanzenNet, Onvista, Ariva) per libcurl ab.
        Die Daten kann ich dann über eine TCP/IP basierte Schnittstelle abfragen. Das ganze ist noch sehr rudimentär. Langfristig ist noch die Persistierung (MySQL) und ein Frontend (vermutlich irgendwas fürs Web) angedacht.

        Bei der Wahl ging mir es weniger darum die jeweilig beste Technologie zu verwenden sondern mein Wissen und vor allem auch Praxis Erfahrung zu sammeln.

        1. Die Anbindung von anderen Plattformen steht bei mir auch noch an. Einige Levermann-Kriterien kann ich noch garnicht berechnen weil die Daten fehlen oder nur für wenige Aktien auf Yahoo Finance verfügbar sind. Das will ich noch ändern.

          Und irgendwas in Richtung Persistenz habe ich mir auch schon überlegt, wobei ich hierbei eher in Richtung NoSQL, evtl. MongoDB, schauen werde.

          Für mich steht dabei vor allem das Ausprobieren verschiedener Frameworks im Vordergrund. Und zu sehen, wie sie zusammenspielen. Rein von der technischen Seite her käme man ja auch ganz ohne Frameworks aus und hätte den selben Informationsgehalt auch mittels Kommandozeilenprogramm zur Verfügung stellen können. Oder nur Spring und kein Angular.

          Aber so lerne ich mehr und neben dem Spaß ist und war das mein höchstes Ziel bei diesem Projekt 😉

  3. Hallo und eine schöner Blog. Es gibt ein Wikifolio DE000LS9AJF5 mit der Strategie. Die Performance beträgt in den letzten 5 Jahren ca. 31% p.a. . Da kann man sich auch mit der Strategie befassen. Auf der Seite https://aktien.guide/ sind Indizes mit der Strategie erfasst und es gibt zudem Kaufempfehlungen. Das erleichtert das Handeln ungemein.

  4. Hallo

    Ich benutze das Excel Tool von Petra Wolff. Aber Achtung. Onvista und Finanzen.net verbieten automatische Abfragen auf Ihre Seiten, ausser man bezahlt dafür. Gilt auch für private Nutzung.

    Gruss

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