Minimalismus: 6 Nachteile eines minimalistischen Lebensstils

Minimalismus-Serie

In meinem letzten Beitrag ging es um 11 Vorteile von Minimalismus. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige potentielle Nachteile, die sich meiner Meinung nach durch einen minimalistischen Lebensstil ergeben können.

Nr. 1: Hoher Initialaufwand

Es ist ein weiter Weg vom Durchschnittshaushalt zum Minimalismus. Zunächst einmal muss man tausende Entscheidungen treffen:

  • Brauche ich diese ganzen Tassen?
  • Können diese Klamotten wirklich weg?
  • Brauche ich diese Schränke noch?

Mir fällt das echt total schwer. Irgendwie habe ich immer etwas Angst, dass ich Dinge aussortiere, die ich in ein paar Monaten doch wieder brauche und dann für teures Geld neu kaufe.

Daher kann es locker Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre dauern, bis man das richtige Maß Minimalismus für sich gefunden hat und damit wirklich zufrieden ist.

Nr. 2: Viel Disziplin notwendig

Wie einfach ist es doch, sich beim Amazon Prime-Day aus vollen Taschen mit neuen und ultra-günstingen Dingen einzudecken, die man ja eigentlich schon immer haben wollte.

Schwieriger ist es jedoch, bewusst bei jedem anstehenden Neukauf “Nein” zu sagen oder jedenfalls genau zu hinterfragen, ob er wirklich nötig ist.

Schafft man das nicht, wird man innerhalb kürzester Zeit den Ursprungszustand wieder hergestellt haben und das Spiel beginnt von Neuem.

Nr. 3: Die Wohnung wird ungemütlich

Wenn man es übertreibt kann das dazu führen, dass man sich selbst in seiner eigenen Wohnung nicht mehr wohl fühlt, weil sie einem zu leer und kalt ist.

Daher bevorzuge ich einen langsamen Prozess anstatt Tabula Rasa. Für den Anfang ist es auch schon ein riesiger Fortschritt erst mal nur auf Konsum zu verzichten. Als nächstes werden dann die Schränke ausgemistet und irgendwann vielleicht sogar Möbel abgeschafft.

Aber das muss und sollte nicht von heute auf morgen passieren.

Nr. 4: Dinge müssen neu gekauft werden

Wenn man zu viel abschafft kommt man vielleicht irgendwann in eine Situation in der man etwas neu anschaffen muss.

Es ist ein schmaler Grad zwischen “Braucht-man-irgendwann-bestimmt-Messitum” und “Nur die wichtigen Dinge behalten.”

Wenn Du Dich zum Beispiel endlich von Deinem Auto trennst und dann feststellst, dass es nicht praktikabel ist, Deine drei Kinder im Winter mit dem Rad zum Kindergarten zu fahren, wirst Du möglicherweise mehr Geld für ein neues Auto ausgeben müssen.

Umso mehr gilt der Ratschlag, es langsam angehen zu lassen.

Nr. 5: Zwanghaftigkeit

Menschen neigen oft dazu, in Bereichen mit denen sie sich sehr viel auseinander setzen etwas fanatisch oder zwanghaft zu werden.

Das gilt fürs Sparen oder Finanzen allgemein, das gilt für Ernährung genauso wie für Sport und natürlich gilt das auch für Minimalismus.

Man muss sich der Gefahr einfach bewusst sein, dass man es irgendwann übertreibt. Hier gilt:

Öfter mal inne halten und hinterfragen, ob man das Richtige tut. Wenn Du Dich mit dem Minimalismus nicht wohl fühlst, dann lass es bleiben und strebe ihn nicht nur an, weil Du in unzähligen Blogs ließt, wie toll das doch ist.

Nr. 6.: “anders sein”

Wenn sich zwei Sachen nicht vereinbaren lassen, dann sind es die gängigen Wertvorstellung und das Streben nach Luxus im Hamsterrad und ein minimalistischer Lebensstil.

Als Minimalist oder jemand, der Minimalismus jedenfalls anstrebt, bist Du zwangsweise anders als viele Menschen in Deiner Umgebung.

An und für sich ist das überhaupt kein Nachteil. Allerdings kann das gesellschaftlichen Druck nach sich ziehen mit dem Du umgehen musst oder es kann bei einigen Leuten sogar Abneigung auslösen, da sie Dich nicht verstehen können und Du mit Deinem Lebensstil indirekt ihre Wertvorstellungen in Frage stellst.

Und solltest Du Kollegen, die Dich mal in Deiner Einzimmerwohnung besuchen, freundlich einen Sitzplatz auf dem Fußboden anbieten, werden sie sich fragen, ob Du nicht den gleichen x0.000€-Vertrag wie sie unterschrieben hast. 😉

Fazit

Neben der ganzen Vorteile aus dem letzten Artikel hat Minimalismus auch einige Nachteile derer man sich bewusst sein sollte. Die meisten davon lassen sich aber umgehen, wenn man das Thema mit Sinn und Verstand angeht und sich entsprechend Zeit nimmt.

Welche Erfahrungen hast Du mit Minimalismus gemacht? Fällt es Dir leicht, Dich von Dingen zu trennen oder wo hast Du die größten Schwierigkeiten?

4 Kommentare

  1. Tolle Artikelserie! Hatte sowas in der Art auch geplant, weil ein bisschen Minimalismus im Leben nicht schadet.

    Das mit dem Nicht-Kaufen ist der wichtigste Tipp: Ausmisten macht am meisten Sinn, wenn nicht ständig was nachkommt. Generell musste ich mich die letzten Jahre für vielerlei Konsumverzicht verteidigen, aber da muss man drüber stehen. Ein paar haben es auch zum Vorbild genommen. Kein Auto zu haben wird immer akzeptierter.

    Ansonsten sieht meine Wohnung gar nicht so karg aus (habe dort noch Ausmistpotential). Vieles kommt übergangsweise erst mal in Kartons und in den Keller. Kurz vor Umzügen hat man dann bereits ein paar heiße Kandidaten, um sich endlich davon zu trennen.

  2. Wenn Minimalismus gegen Konsumverhalten steht, dann ist das wie eine Kriegserklärung. Sobald etwas nicht mehr bedürfnisorientiert ist und man nur einer Sache gerecht werden will, dann ist für mich die Sache nicht mehr gut, trotz ihrer guten Ansätze. In diese Richtung soll ja auch der Artikel gehen, den ich gerne gelesen habe.

    Was mich an dem Minimalismus etwas stört ist:
    Nicht umsonst hat es im Leben immer neue Erfindungen gegeben, um das Leben zu vereinfachen. Schränke, Regale, Geschirr, Tische, Stühle.

    Ich mag zum Beispiel den Landhausstil. Aber nicht zu viel Dekoration, aber doch etwas, je nach Jahreszeit, denn ich bin ein kreativer Mensch, denn Kreativität gehört für mich auch zum Leben.

    Ich mag Wohnungen, in denen man Geschichten lesen kann, aber ich mag keine Sammlerwohnungen. Ich mag auch keine Portraits an den Wänden oder Familienbilderrahmen.

    Ich mag aber vielfältige Kleidungsstücke, die den Jahreszeiten/Temperaturen angemessen sind und die ich nicht täglich muss waschen, weil ich sonst nichts mehr zum Anziehen habe. Die meisten Kleidungsstücke habe Jahre bis Jahrzehnte und ich mache hier mir nicht viele Gedanken, weil ich gut alles kombinieren kann. Aber ich schmeiße hier nur selten etwas weg. Und das hat sich schon mehrfach als gut erwiesen, zum Beispiel bei Gewichtsverlust durch Stress ect. Hätte ich meine Hosen alle entsorgt, hätte ich mir die alle neu kaufen müssen. Aber ich habe einen Keller zum Zwischenlagern. Der ist für mich Gold wert.

    Ich verreise aber auch nicht. Und ich bin in keinen Vereinen ect. tätig. Ich kann vieles von Zuhause aus machen und im Krankheitsfall wird mir Zuhause nie langweilig.

    Ich kenne Minimalisten, die sind so gut wie nie zu Hause, kochen nicht selbst, sind aber ständig wo anders Gast.

    Ich habe auch kleinere Möbel, aber ich habe Platz in der Wohnung. Und das liebe ich. Und beim Putzen kann ich wunderbar nachdenken, über meine eigentliche Arbeit, die viel Denkarbeit erfordert. (beruflich) Ich habe schon einige Wohnungen gehabt, von 25 qm bis 70 qm und in keiner habe ich mich dauerhaft wohlgefühlt, wegen dem Lärm, den ich früher oder später habe hier erleben müssen. Ein kleines Häuschen, kein Reihenhaus, wäre für mich die bessere Variante. Als ob es in Appartements immer gut zugehen würde. Man kann natürlich auch mal Glück haben. Meine 70 qm Wohnung fand ich von der Ausstattung her nahezu perfekt. Im Grunde war sie sehr zweckmäßig ausgestattet ect.

    Ich lebe also bedürfnisorientiert und will es praktisch, aber auch schön zu Hause haben. Das ist mir wichtig. Sterile, weiße Wohnungen mag ich meist nicht besonders, kann aber bei guter Aufteilung und gut platzierten Möbeln und einigen, wenigen Deko-Gegenständen durchaus einige davon schön finden. Aber ich finde cremefarbene Wände nun Mal wärmer in der Ausstrahlung. Und mir gefallen auch einige Farbkleckse in der Wohnung.

    Das Wort Minimalismus ist für mich als selbst erwählter Gegenentwurf zum Konsumverhalten, keine ansprechende Option mehr, obwohl ich Ansätze daraus durchaus für gut halte. Für mich ist der bedürfnisorientierte Mittelweg gut. Und es zählt nicht nur das, was Freude oder keine Freude macht, sondern was ich für mein kreatives Leben brauche und wie ich Nachhaltigkeit bewusst leben kann, ohne ständig etwas neu konsumieren zu müssen.

    Liebe Grüße an alle

  3. Es kann manchmal auch durchaus vorkommen das eine Sache 10 Nachteile hat und nur ein einzigen Vorteil, aber diese eine Vorteil ist so stark und so positiv, dass er alle anderen Nachteile einfach aufwiegt.

    Wenn der eine Vorteil bei weitem alle Nachteile aufwiegt, dann ist es egal wie viele Nachteile da sind.

    1. Hi Marseiyo, danke für deinen Kommentar!

      Ja das stimmt definitiv. Und die Bewertung ist höchst individuell und persönlich. Daher muss jeder Mensch für sich entscheiden, wie welche Vor- und Nachteile zu gewichten sind und daraus eigene Schlüsse ziehen.

      Beste Grüße
      Tobias

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