Value vs. Growth: Die bessere Investment-Strategie

Value-Investing vs. Growth-Investing

Der Unterschied zwischen Value-Investing und Growth-Investing könnte größer nicht sein. Die beiden Strategien verfolgen komplett gegensätzliche Ansätze.

Aber der Reihe nach.

  • Was zeichnet Value-Investoren aus und welche Merkmale haben Growth-Investoren?
  • Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten? und
  • Welche Strategie ist besser?

Diese Fragen möchte ich im Folgenden mit Dir erörtern.

Value-Investing und Value-Aktien: Was ist das überhaupt?

Reich wird, wer in Unternehmen investiert, die weniger kosten, als sie wert sind.

Warren Buffet

Warren Buffet ist der Value-Investor. Anstatt sich auf Spekulationen über zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen und Hypes zu konzentrieren, suchte er immer die Aktien aus, die weniger kosteten, als sie wert waren.

Preis und Wert – Ist das nicht das gleiche? Nein! Der Preis ist das, was du bezahlst und der Wert ist das, was du dafür bekommst. Gerade an der Börse kann dies sehr unterschiedlich sein.

Schau Dir zum Beispiel Tesla an. Die Aktie ist extrem teuer. Dennoch macht das Unternehmen seit Jahren keine Gewinne. Was ist es nun also wert? Im Fall von Tesla kann ich das nicht beantworten und Tesla ist mit Sicherheit auch keine Value-Aktie.

Aber das Zitat von Warren Buffet bezieht sich auf eine ganz andere Sorte von Unternehmen. Und das sind Unternehmen, die auf Grund schwieriger Zeiten an der Börse stark unterbewertet sind, aber ansonsten solide aufgestellt sind und gute Ertragsaussichten haben. Im Prinzip lässt sich das Zitat auf die Empfehlung reduzieren, Aktien unter dem Buchwert des Unternehmens zu kaufen und darüber zu verkaufen.

Aktien mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner als 1,0 kosten weniger, als sie nach dieser Definition wert sind und Aktien mit einem KBV größer als 1,0 kosten mehr. Aber natürlich solltest Du Deine Kaufentscheidung nicht alleine an diesem einen Parameter festmachen.

Die Idee ist, dass das Unternehmen im schlimmsten Fall einfach liquidiert werden könnte und damit der Buchwert erwirtschaftet werden kann. Aber das muss nicht so sein! Möglicherweise lassen sich die Vermögenswerte eines Unternehmens nicht so leicht liquidieren oder verlieren durch einen Crash schlagartig an Wert.

Der Buchwert ist eine gute Richtgröße aber es gibt noch andere Faktoren, die den fairen Wert für ein Unternehmen beeinflussen.

Wie findet man Value-Aktien?

Value-Aktien zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht bzw. nicht extrem überbewertet sind und meistens auch noch keine große mediale Aufmerksamkeit erhalten. Außerdem sind diese Unternehmen meistens stinklangweilig, da sie auf bewährte Konzepte und Geschäftsmodelle setzen uns nicht das Potential haben, einen Wirtschaftszweig komplett zu revolutionieren.

Du solltest darauf achten, dass das KBV niedrig und das Kurs-Gewinn-Verhältnis ebenfalls angemessen ist. Ein KGV < 10 gilt allgemein als günstig. Außerdem solltest Du darauf achten, dass das Unternehmen eine hohe Eigenkapitalquote hat. Mindestens 30%, besser noch 50% sind ein guter Richtwert.

Natürlich sollte das Unternehmen in der Vergangenheit auch stetig gewachsen sein. Damit meine ich nicht in einem Jahr um 100% und im nächsten Jahr um -5%, sondern Jahr für Jahr um die 10%. Das lässt auf eine gewisse Planungsfähigkeit des Managements schließen und macht das Investment kalkulierbarer.

Value-Unternehmen schütten häufig eine stetig wachsende Dividende aus und beschränken die Anzahl der Skandale auf ein Minimum. Sie haben ein verständliches Geschäftsmodell und gute Produkte. Das Management ist kompetent, ehrlich und erfahren.

All diese Faktoren müssen sinnvoll miteinander verrechnet werden, um auf einen fairen Wert für das Unternehmen zu kommen. Leider gibt es keine genaue Formel und jeder Value-Investor gewichtet die einzelnen Einflussgrößen anders. Hier besteht das Risiko, dass Deine Berechnungen zu hoch ausfallen und Du daher zu viel bezahlst.

Nachdem Value-Investoren den fairen Wert berechnet haben, ziehen sich davon erst mal 25% (etwas weniger/ mehr ist auch okay) ab. Da auch ein Value-Investor nicht frei von Irrtum ist, plant er einen gewissen Sicherheitsabstand ein, wenn er Aktien auswählt. Das führt dazu, dass ein kleiner Irrtum nicht sofort das ganze Investment unrentabel macht.

Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass Du als Value-Investor viel Geduld mitbringen solltest. Die Aktien, in die Du investierst sind langweilig und von der Masse unentdeckt. Daher wird es Jahre dauern, bis die Aktie ihren fairen Wert erreicht oder sogar darüber steigt.

Übrigens kann es sein, dass die Unternehmen, für die Du Dich interessierst gerade mehr kosten, als sie nach Deinen Berechnungen wert sind. Das ist nicht schlimm. Setze sie einfach auf die Watchlist und notiere Dir den fairen Wert bzw. Deinen Wunsch-Einstandskurs. Wenn sie ihn erreichen, kannst Du schnell prüfen, ob Deine Berechnungen noch gültig sind und dann investieren.

Nachdem ich Dir nun erklärt habe, wie langweilig Value-Aktien und Value-Investing sind, komme ich nun zu einer viel spannenderen Strategie: Dem Growth-Investing.

Growth-Investing und Growth-Aktien: Was ist das nun wieder?

Wenn alle Spieler auf eine angeblich todsichere Sache spekulieren, geht es fast immer schief.

André Kostolany

Beim Growth-Investing geht es darum, Wachstumsbranchen zu finden und dort die besten Unternehmen herauszupicken und in diese zu investieren. Aktuell könnten beispielsweise die Elektromobilität oder die Solarenergie-Branche solche Wachstumsbranchen sein.

Man sucht sich als Investor diejenigen Unternehmen aus, die diese Branche dominieren und mit einer großen Wahrscheinlichkeit auch nach dem Hype noch da sind. In diese Unternehmen investiert man dann.

Leider hat das ganze aber einen Nachteil: Diese Unternehmen sind meistens sehr teuer und hoffnungslos überbewertet. Wir haben dies bei der Dotcom-Blase im Jahr 2000 erlebt. Wirklich jeder wollte ein Stück vom Kuchen in der Technologiebranche abhaben, die alles revolutionieren und sämtliche anderen Unternehmen obsolet machen würde. Ein Unternehmen ohne Internetpräsenz hatte plötzlich keinen Wert mehr, ganz egal, wie gut seine Produkte waren.

Im Gegensatz dazu wurden Unternehmen aus der Technologiebranche zeitweise mit dem 100-fachen oder gar 1000-fachen ihres tatsächlichen Werts bewertet und dennoch wurde gekauft, gekauft und gekauft. Plötzlich, im März 2000, platzte die Blase und der Hype war vorbei. Die Telekom hat sich bis heute noch nicht von diesem Crash erholt. Unternehmen wie Apple und Google haben diesen Crash mittlerweile relativ gut überstanden.

Beim Growth-Investing setzt man auf genau die Unternehmen, die gerade jetzt oder in naher Zukunft viel Aufmerksamkeit erhalten und deren Preis daher stark steigen wird. Diese Unternehmen sind oft noch relativ jung und oft auch stark verschuldet. Die Hoffnung der Investoren ist, dass sich dies irgendwann schlagartig ändern wird, wenn die Branche durch die Decke geht.

Der Trick ist, rechtzeitig zu verkaufen bevor die Blase platzt oder in Unternehmen zu investieren, die den Crash relativ gut überstehen werden.

Wie findet man Growth-Aktien?

Zunächst einmal musst Du herausfinden, welche Branchen gerade ein großes Potential haben. Dann schaust Du Dir an, welche Unternehmen es in dieser Branche gibt und welche davon diese Branche dominieren bzw. das größte Wachstumspotential haben.

Übrigens kann es sich auch lohnen, einen Blick in Branchen zu werfen, die indirekt von dieser Branche profitieren. Beispiel: Wenn es immer mehr Elektroautos gibt, werden möglicherweise auch Hersteller von Spezial-Akkus davon profitieren.

Auf die Kennzahlen muss man im Prinzip bei Growth-Aktien eher weniger achten. Das KGV ist oft sehr hoch und die Eigenkapitalquote sehr niedrig. Eine Dividende gibt es in der Regel nicht, da sämtliche Gewinne, sofern vorhanden, direkt ins Wachstum investiert werden.

Meistens spielen bei Growth-Aktien bzw. deren Kurs Hoffnungen und Erwartungen eine viel größere Rolle als echte Werte und Geschäftszahlen.

Welche Strategie ist besser?

Ob Growth-Investing oder Value-Investing die richtige Strategie für Dich ist, hängt von einigen Faktoren ab. Zum Einen ist der Markt im Growth-Bereich viel schnelllebiger und volatiler, da neue Nachrichten und neue Konkurrenten die Stimmung und somit die Preise wesentlich leichter beeinflussen können. In der Regel tummeln sich auch eine ganze Menge Spekulanten in Growth-Branchen herum und lassen die Kurse zusätzlich schwanken.

Als Growth-Investor musst Du als viel eher auf der Höhe und tagesaktuell informiert sein, um Deinen Erfolg zu maximieren. Das sich die Preise oft nur auf Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen stützen, schwanken sie viel stärker als Preise, die auf echten physischen Werten basieren.

Wenn gerade mal wieder ein Weltuntergang ansteht, stürzen Growth-Aktien schneller ab, als Value-Aktien, da die Hoffnungen schwinden aber die Werte bleiben. Bei einer Korrektur stürzen immer die Aktien am stärksten ab, die sich am weitesten von ihrem fairen Wert entfernt haben. Insofern braucht man als Growth-Investor mit Sicherheit bessere nerven.

Aber: Wenn man Glück hat und die richtigen Aktien hält, ist alles möglich. Eine Rendite im dreistelligen Prozentbereich ist denkbar.

Bei Value-Aktien ist das alles etwas gemächlicher. Die Aktien schwanken meistens nicht so stark und man freut sich schon, wenn die Gewinne im zweistelligen Prozentbereich liegen. Die Schwankungen fallen geringer aus und der Kurs basiert auf vernünftigen Annahmen. Als Value-Investor plant man auf sehr lange Sicht und ist nicht auf die kurzfristigen schnellen Gewinne aus. Man erhält zwar nicht einmalig eine hohe Rendite aber dafür eine stetige Rendite Jahr für Jahr.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man sich als Growth-Investor viel schneller und viel schlimmer die Finger verbrennen kann, wenn man nicht rechtzeitig aussteigt. Der Hype um die Solar-Branche hat den meisten Kleinanlegern nur Verluste beschert.

Obwohl ich das Growth-Investing sehr spannend finde und auch Growth-Aktien besitze, ziehe ich für den Vermögensaufbau Value-Aktien vor, da sich Value-Investing in meinen Augen wesentlich besser mit einem langfristigen Buy-and-Hold-Ansatz verbinden lässt.

In welche Schublade darf ich Dich stecken?

Bist Du Growth- oder Value-Investor?

Bild: Meditations (pixabay.com)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner