Warum ich nur automatisch in P2P-Kredite investiere

Bondora P2P-Kredite

Wie Du weißt, investiere ich über verschiedene Plattformen in P2P-Kredite: Mintos*, Twino, Bondora* und Viventor* sind zur Zeit die vier Plattformen, über die ich mein Geld anlege.

Alle vier Plattformen haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Ich kann mein Geld dort fast vollautomatisch für mich arbeiten lassen. Die Auto-Invest-Funktionen sind für mich das wichtigste Feature dieser Plattformen.

Gäbe es die nicht, wäre dies fast ein K.o.-Kriterium für die jeweilige Plattform.

Rechenbeispiel: Manuelles Investieren

Müsste ich nämlich jeden Kredit einzeln bewerten, wäre das absolut nicht wirtschaftlich. Um fünf oder zehn Euro in einen Kredit zu investieren würde ich dann vielleicht 15 oder 30 Minuten alle Parameter ganz genau ansehen und beurteilen, wie gut dieser Kredit zur Diversifikation beiträgt.

Selbst wenn wir der Einfachheit wegen mal annehmen, dass ich 20% Nettorendite (nach Steuern) erwirtschaften würde, wären dies bei 10€ gerade einmal 2€ im ersten Jahr. Da die Zinsen laufend zurückfließen, profitiere ich hier auch nicht vom Zinseszinseffekt. Dafür muss ich die Rückzahlung wieder reinvestieren. Bedeutet: Nochmal 15-30 Minuten Kreditbewertung.

Selbst wenn der Kredit über fünf Jahre läuft, hätte ich wegen der monatlichen Tilgungen hinterher nur 6€ Gewinn gemacht. Dafür 15-30 Minuten arbeiten? Ich bin doch nicht blöd!

Dieses Beispiel geht natürlich von sehr positiven Annahmen aus: Phantasiezinsen von 20%, Laufzeiten von bis zu 5 Jahren und nur 15 oder 30 Minuten bis ich einen Kredit bewertet habe in den ich auch wirklich investiere. In Wahrheit sieht das ganze vermutlich deutlich schlechter aus.

Fazit: Damit sich das manuelle Investieren in P2P-Kredite lohnt, müsste ich schon 100, 500 oder besser 1000€ in einen einzigen Kredit stecken. Das macht aber natürlich bei meinen aktuellen Summen (1000€ ist bereits mein Limit pro Plattform) überhaupt keinen Sinn. Ich könnte damit einfach nicht ausreichend diversifizieren.

Daher macht manuelles Investieren in P2P-Kredite aus meiner Sicht für den normalen Privatanleger überhaupt keinen Sinn.

Rechenbeispiel: Automatisches Investieren

Wie sieht es denn nun mit dem automatischen Investieren aus? Muss ich jetzt nix mehr tun? Natürlich nicht.

Ich scanne jeden Morgen die E-Mails der Plattformen um sicher zu stellen, dass das Geld wieder reinvestiert wurde. Ich hatte jetzt schon einige Male den Fall, dass es keine Kredite für meine Parameter gab. Das Scannen selber dauert vielleicht 2,5 Sekunden pro Mail. Also ca. 10 Sekunden am Tag oder eine Stunde im Jahr. Allerdings fällt dieser Aufwand auch beim manuellen Investieren an, sonst wüsste man ja nicht, wann man wieder reinvestieren muss.

Hinzu kommt gelegentlich der Aufwand für das Nachjustieren der Portfolio-Manager. Das bedeutet für mich, die Parameter des Portfolio-Managers (jedenfalls bei Mintos und Viventor) einzugeben und dann einzelne Werte so zu verändern, dass wieder genug Kredite zu sehen sind. Dann passe ich den Portfolio-Manager entsprechend an und habe wieder für Wochen oder Monate Ruhe. Zeitaufwand: nicht mehr als 15 Minuten im Monat. Oft sogar noch weniger.

Fazit: Der Zeitaufwand ist minimal. Einmal richtig eingerichtet, nehmen die Portfolio-Manager fast die komplette Arbeit ab.

Wie läuft es mit dem automatischen Investieren?

Bei Bondora ist es besonders einfach. Erstens kann man dort garnicht mehr manuell am Primärmarkt in P2P-Kredite investieren und zweitens gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten, den Manager zu Konfigurieren: konservativ, ausgewogen und progressiv. Höheres Risiko, höhere Rendite. Ich habe die mittlere Stufe gewählt und fahre bisher ganz gut. Zusätzlich kann man noch einstellen, wieviel pro Kredit investiert werden soll und das war es auch schon.

Bei den anderen Plattformen ist es etwas komplizierter. Hier darf man sogar mehrere Portfolio-Manager haben und kann diese jeweils mit einer Vielzahl von Parametern einstellen. Der Einfachheit halber habe ich je Plattform nur einen Manager laufen und fahre damit bislang ganz gut.

Vom Initialaufwand einmal abgesehen ist die Anlage dann weitgehend passiv. Die bislang daraus resultierenden 11,5 bis 22% (vor Steuern) gefallen mir gemessen an dem dafür notwendigen Aufwand sehr gut.

Ich weiß nicht, ob ich manuell deutlich besser abschneiden würde, aber ich bezweifle das.

Hinzu kommt, dass viele Kredite sofort bei ihrem Erscheinen automatisch aufgekauft werden. Als manueller Investor kriegt man da sozusagen nur noch die Reste. Außerdem schränken die Plattformen, so scheint es mir, die Menge der Informationen über Kreditnehmer und -projekte immer weiter ein, so dass man letztendlich auch nur auf Basis der harten Zahlen investiert und dann kann man das genau so gut automatisieren.

Fazit

Solange Du kein Großinvestor bist, solltest Du den automatischen Portfolio Managern definitiv einmal eine Chance geben. Sollten sie nicht so arbeiten, wie Du es Dir vorstellst, kannst Du sie jederzeit abschalten, aber ich denke, dass das nicht passieren wird.

Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem automatischen Ansatz und halte ihn für eine gute Ergänzung zu meinen ETF-Investments, die ebenfalls vollständig passiv ablaufen. Damit läuft ein Großteil meiner Vermögensbildung auf Autopilot und ich kann meine Zeit für die wenigen Einzelinvestments, meine finanzielle Bildung oder etwas ganz anderes verwenden.

Und wie sieht es bei Dir aus? Manuell oder automatisch? Und hast Du einen oder mehrere Portfolio Manager aktiv?

4 Kommentare

  1. Hallo,
    Hast Du Dir auch schon mal Lendico angesehen?
    Die Plattform ist wirklich p2p, da sie tatsächlich beide Seiten (Kredit und Investition) verbindet. Die meisten der von Dir genannten Plattformen vertrauen ja auf Dritte als Originatoren. Leider ist die Auto-Invest-Funktion von Lendico nicht so ausgefeilt…
    Viele Grüße,
    FF

    1. Hallo finanziellefreiheit,
      nein, Lendico habe ich mir aktuell noch gar nicht näher angesehen, weil es mir zunächst nicht so attraktiv schien, wie die anderen Plattformen. Hast Du dort schon Erfahrungen sammeln können?

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

      1. Hallo Finanzfisch,
        Ja, ich teste Lendico jetzt seit einige Zeit – insgesamt bin ich von den niedrigen Ausfallraten sehr beeindruckt und hätte viel Schlimmeres erwartet. Das ist bei den Plattformen mit externen Originatoren viel schlimmer, wenngleich das durch Rückkaufgarantien ja zuweilen geheilt wird.
        Folge doch gern meinem Blog, ich werde demnächst einen Blogbeitrag zu meinen p2p Erfahrungen schreiben: https://meinefinanziellefreiheit.com
        Viele Grüße,
        FF

        1. Hallo Finanziellefreiheit,
          das machen ich doch glatt! Auf den Beitrag bin schon sehr gespannt.

          Bisher haben mich die vergleichsweise hohe Mindestsumme von 25€ und die relativ niedrige Rendite von Lendico abgehalten. Aber ich bin schon gespannt, welche Erfahrungen Du gemacht hast.

          Viele Grüße
          der Finanzfisch

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