Wichtige Kennzahlen für die Aktienanalyse

In diesem Artikel gebe ich Dir einen Überblick über die wichtigsten Kennzahlen von Aktien bzw. Unternehmen. Darüber hinaus zeige ich Dir, wie man diese berechnet.

Beginnen möchte ich mit dem Klassiker schlecht hin: Dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV kannst Du auf jeder Aktien-Seite, die etwas auf sich hält, direkt ablesen. Es ist die Kennzahl überhaupt. Ich verstehe nicht, warum das so ist. Alleine sagt sie nämlich fast nix aus.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist das Verhältnis vom Kurs zum Gewinn. Eigentlich klar soweit:

KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie

Was sagt mir das nun? Es gibt an, wieviele Jahre das Unternehmen diesen Gewinn einfahren müsste, um den Kurs alleine durch den Gewinn bezahlen zu können.

Beim KGV gilt allgemein: je geringer desto besser. Als Daumenregel kann man sagen, dass ein KGV unter 10 sehr niedrig ist, zwischen 10 und 20 okay und darüber sehr hoch. Allerdings kann man das nur bei total langweiligen Unternehmen so pauschalisieren.

Der Grund dafür ist, dass sich der Gewinn vom Unternehmen aktiv beeinflussen lässt. Wenn ein Unternehmen seine Gewinne direkt reinvestiert und dadurch schneller wachsen kann, ist der Gewinn sehr niedrig bis nicht vorhanden und das KGV dementsprechend sehr hoch. Amazon hatte 2015 ein KGV von 528,05. Hauptursache hierfür war, dass Amazon keine Gewinne ausschüttet sondern direkt wieder anlegt. Dies kann sich sehr positiv auf den Kurs des Unternehmens und dessen Wachstum auswirken, zumal es auch steuerliche Vorteile bietet.

Merke: Gewinne lassen sich leicht manipulieren.

Wenn überhaupt kann man das KGV höchstens verwenden, um Unternehmen branchenintern miteinander zu vergleichen. Alleinstehend ist das KGV fast ohne Aussage.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis setzt den tatsächlichen Wert eines Unternehmens, also dessen Buchwert ins Verhältnis zum Kurs. Es berechnet sich analog zum KGV:

KBV = Aktienkurs / Buchwert pro Aktie

Ein KBV von 1 bedeutet, dass das Unternehmen zu seinem echten und aktuellen Wert gehandelt wird. Ist das KBV größer als 1 bedeutet dies, dass man von einer positiven Zukunft des Unternehmens ausgeht und daher an der Börse bereit ist, mehr als den aktuellen Wert des Unternehmens zu zahlen. Ein KBV kleiner als 1 deutet im Prinzip auf das Gegenteil hin. Entweder befürchten Aktionäre die Insolvenz des Unternehmens bzw. einen starken Wertverlust oder aber es ist ein Indiz dafür, dass ein günstiger Zeitpunkt für den Einstieg ist.

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis (KCV)

Der Cash-Flow bezeichnet den Gewinn in einem bestimmten Zeitraum inkl. Abschreibungen und Rückstellungen und ist deshalb besser für die Bewertung von Unternehmen geeignet, die nur geringe Gewinne erwirtschaften.

KCV = Aktienkurs / Cash-Flow pro Aktie

Generell gilt auch hier, dass das KCV besser ist, je niedriger es ist. D.h. je niedriger das KCV, desto günstiger ist die Aktie.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das letzte Verhältnis der Kurs-Irgendwas-Verhältnisse ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Der Umsatz bezeichnet im Prinzip alle Geldzuflüsse in einem bestimmten Zeitraum. Der Umsatz enthält jedoch noch keine Kosten, Steuern und Ähnliches und ist somit für sich alleine nicht wirklich aussagekräftig.

KUV = Aktienkurs / Umsatz pro Aktie

Im Verhältnis zum Kurs kann man ihn allerdings mit dem KUV anderer Unternehmen vergleichen. Wieder gilt: Je niedriger, desto besser.

Bei Unternehmen, die eine Dividende ausschütten gibt es noch einen weiteren Quotienten, der für Anleger von Interesse ist: Die Dividendenrendite.

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite gibt an, wie hoch die monatliche Rendite einer Aktie nur auf Basis der Ausschüttung ist. Kursschwankungen werden hierbei nicht berücksichtigt. Die Dividendenrendite lässt sich kinderleicht ausrechnen. Du musst Dir lediglich anschauen, wie hoch die Dividende pro Aktie voraussichtlich ist und wie der aktuelle Kurs ist.

Dann gilt:

Dividendenrendite = (Dividende pro Aktie / Aktienkurs) * 100

Zu beachten ist jedoch, dass Du niemals nur auf die Dividendenrendite (sowie auf alle anderen Kennzahlen) schauen solltest, da sich diese Zahl sehr leicht durch das Unternehmen manipulieren lässt. Theoretisch kann ein Unternehmen in schwierigen Zeiten seine Dividende erhöhen, bzw. eine Erhöhung ankündigen, nur um Investoren anzulocken.

Wenn ich Aktien wegen attraktiver Dividenden auswähle, schaue ich mir auch immer die Dividendenzahlungen der vergangenen Jahre an um abschätzen zu können, ob Dividenden in dieser Höhe regelmäßig oder nur einmalig gezahlt werden. Darüber hinaus solltest Du die Höhe der Ausschüttung auch mit den Gewinnen des Unternehmens vergleichen. Wenn mehr als 50% der Gewinne ausgeschüttet werden ist Vorsicht geboten: Möglicherweise wird das Unternehmen nicht weiter wachsen können und ist dann gezwungen, die Dividende zu kürzen. Bei Ausschüttungen von über 100% (gibt es tatsächlich): Bloß nicht drauf reinfallen. Das sind reine Lockangebote für gutgläubige Investoren.

Wenn Du die Dividende durch Deinen Einstandskurs teilst, weißt Du, wie hoch Deine Rendite bei dieser Aktie ist (vorausgesetzt, der Kurs bleibt konstant).

Abseits der Kennzahlen, die in direkter Verbindung mit dem Kurs stehen und sich somit auch auf die Aktie und nicht nur auf das Unternehmen beziehen, gibt es weitere Kennzahlen, die für Aktionäre von Bedeutung sein können. Diese stelle ich im Folgenden vor.

Die Eigenkapitalrendite

Egal ob Häuslebauer oder Unternehmer. Das Ziel ist das gleiche: Mit möglichst wenig Eigenkapital möglichst viel Gewinn erwirtschaften.

Wie gut das klappt, gibt die Eigenkapitalrendite, also die Rendite bezogen auf das eingesetzte Eigenkapital, an:

Eigenkapitalrendite = (Gewinn / Eigenkapital) * 100

Achtung: Es ist nicht immer erstrebenswert, eine möglichst hohe Eigenkapitalrendite zu haben. Denn das bedeutet häufig auch, dass man auf eine Menge Fremdkapital zwecks Hebelwirkung zugreift. In diesem Fall erhöht sich auch das Risiko extrem.

Daher gibt es noch eine weitere Kennzahl, die man zusätzlich betrachten sollte:

Die Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote gibt an, wie hoch das Eigenkapital in Relation zum Gesamtkapital ist:

Eigenkapitalquote = (Eigenkapital / Gesamtkapital) * 100

Je höher diese Quote ist, desto größer ist der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapitals und desto geringer ist logischerweise das Fremdkapital. Viel Fremdkapital, also eine hohe Verschuldung, ermöglicht zwar eine hohe Eigenkapitalrendite, trägt allerdings auch immer das Risiko in sich, dass man die Forderungen der Gläubiger nicht begleichen kann.

Darüber hinaus können Unternehmen mit viel Eigenkapital bei Bedarf schneller mal einen Kredit aufnehmen.

Es ist wie beim Häuslebauer: Hast Du viel auf dem Konto, gibt Dir die Bank gerne einen Kredit. Hast Du bereits zwei oder drei Kredite am Laufen, hilft auch kein “Bitte, Bitte!”. Kredite kriegt immer nur der, der sie eigentlich nicht braucht.

Zu guter Letzt noch etwas zur Größe von Unternehmen:

Die Marktkapitalisierung

Sie gibt an, wie hoch der Wert aller im Umlauf befindlichen Anteile eines Unternehmens ist und zeigt daher an, ob es sich eher um ein kleineres, mittleres oder großes Unternehmen im Sinne der Marktmacht handelt.

Marktkapitalisierung = Anzahl der Aktien im Umlauf * Aktienkurs

Unternehmen lassen sich nach ihrer Marktkapitalisierung etwa so einteilen:

Small Caps bis zu 500 Mio. Euro
Mid Caps 500 Mio. Euro bis 2 Mrd. Euro
Large Caps mehr als 2 Mrd. Euro

Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung unterliegen meist einer höheren Volatilität (Schwankung), da bereits wenige Käufe bzw. Verkäufe den Kurs massiv beeinflussen können. Darüber hinaus besteht bei Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung auch eher die Chance einer feindlichen Übernahme (Aufkauf der Aktienmehrheit) durch ein größeres Unternehmen.

Schlusswort

Kennzahlen sind total praktisch um Unternehmen miteinander zu vergleichen oder in Stock Screenern nach Unternehmen zu suchen. Dennoch ist eine einzelne Kennzahl an und für sich bedeutungslos.

Unternehmen sind sehr komplexe Gebilde die sich einfach nicht auf eine oder wenige Zahlen reduzieren lassen, ohne dass eine ganze Menge an Informationen verloren geht.

Ich nutze Kennzahlen bestenfalls zur Vorauswahl möglicher Kandidaten. Anschließend schaue ich mir allerdings immer das Unternehmen, sein Management und die Geschäftsberichte an.

Anhand welcher Kennzahlen bewertest Du Aktien und Unternehmen?

Hinterlasse mir einen Kommentar unter diesem Artikel.

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