Wie Warren Buffett Ausgaben bewertet

Wie Warren Buffett Ausgaben bewertet.

Jeder Mensch muss dann und wann Geld ausgeben. Sei es für Fixkosten oder für einen gewissen Luxus. Auch ein Warren Buffett bleibt davon natürlich nicht verschont.

Interessant ist aber die Art und Weise, in der er Ausgaben bewertet. Und darauf möchte ich in diesem Artikel eingehen.

Ich höre gerade seine Biographie “Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball*” bei Audible. Ein ziemlicher Klopper. Über 45 Stunden. Obwohl ich das Hörbuch teilweise sehr langatmig finde, versteckt sich doch die ein oder andere Weisheit darin und ich konnte bisher (ca. 4/5 habe ich durch) noch einige Lektionen mitnehmen. Die  Erkenntnis, wie Buffett Ausgaben beurteilt, ist eine davon.

Wie bewertest Du Ausgaben?

Ich weiß nicht, wie es Dir geht. Wenn ich für etwas Geld ausgebe, stelle ich mir im Wesentlichen zwei Fragen:

  1. Brauche ich es?
  2. Ist es mir den Preis wert?

Natürlich kann es noch andere Fragen geben. Zum Beispiel: Gibt es eine günstigere Alternative? Aber nehmen wir mal an, es kommt nur dieses eine ganz bestimmte Produkt in Frage. Dann muss ich mit mir selbst aushandeln, ob ich bereit bin, dafür den Preis, den es kostet, auszugeben.

Mir und vermutlich noch vielen anderen ist es in erster Linie wichtig, was es jetzt kostet und ob ich das Geld jetzt dafür ausgeben möchte.

Warren Buffett legt jedoch einen anderen Maßstab an und sein Vorgehen fand ich sehr inspirierend. Es kann den kleinen aber feinen Unterschied ausmachen, der über Deinen Erfolg beim Sparen entscheidet.

Wie bewertet Warren Buffett nun Ausgaben?

Anstatt auf den jetzigen Preis bzw. den jetzigen Geldwert zu schauen, stellt sich Buffett ganz einfach die Frage, wieviel das Geld in 10, 15 oder 20 Jahren wert wäre, wenn er es nicht jetzt ausgibt sondern investiert.

Und logischerweise ist das Geld, Investitionserfolg vorausgesetzt, in 20 Jahren deutlich mehr wert als heute. Und daher wird die Entscheidung Konsum oder Investition eher zu Gunsten der Investition verschoben.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, Du möchtest Dir ein neues Smartphone kaufen und müsstest dafür 500€ ausgeben. Darüber hinaus investierst Du bereits am Kapitalmarkt oder in P2P-Kredite. Egal was. Nehmen wir einfach mal an, dass Deine durchschnittliche Rendite 5% nach Steuern beträgt. Die Inflation lassen wir mal außen vor, aber im Prinzip kannst Du die natürlich einfach abziehen. Was passiert nun mit diesen 500€, wenn Du Dir kein neues Smartphone kaufst?

Zeit Gesambetrag Zinsanteil
Heute 500€ 0€
in 5 Jahren 638,14€ 138,14€
in 10 Jahren 814,45€ 314,45€
in 15 Jahren 1039,46€ 539,46€
in 20 Jahren 1326,65€ 826,65€
Quelle: zinsen-berechnen.de

Wie Du siehst, hat sich Dein Anfangsbetrag bereits nach 15 Jahren mehr als verdoppelt. Nach 20 Jahren hast Du über 800€ zusätzlich von der Zeit geschenkt bekommen.

Ist das nicht klasse? Ich finde den Zinseszinseffekt jedes Mal sehr beeindruckend. Und dabei habe ich “nur” mit 5% gerechnet. Das ist nicht wenig, aber am Kapitalmarkt auch nicht viel. Schaut man sich die durchschnittliche Rendite z.B. im DAX-Renditedreieck (PDF) an, so war das bei einer Haltezeit von 20 Jahren in der Vergangenheit immer mehr als 5%. Eher 8 – 10%, unabhängig davon, in welchem Jahr man angefangen hat. Das bedeutet im Klartext: 5% sind nach Steuern und evtl. sogar unter Berücksichtigung der Inflation absolut realistisch.

Es lohnt sich also durchaus, einmal mehr über den Konsum nachzudenken und Warrens Maßstab anzulegen. Evtl. wirst Du dann in Zukunft öfter mal eine Einmalzahlung in Deinen ETF-Sparplan veranlassen.

Wie ist das beim Sparen von Fixkosten?

Ich weiß nicht, wie Warren Buffett darüber denkt, aber ich wende diese Gedankenspiel in abgewandelter Form auch ganz gerne auf meine Fixkosten an.

Wenn ich zum Beispiel einen Posten in Höhe von 40€ einspare, dann erhöhe ich auch meine Sparquote um diesen Betrag. Aber das sind nicht 40€ monatlich oder 7200€ in 15 Jahren (auch schon beeindruckend), sondern 10.638,23€ in 15 Jahren (Berechnung auf zinsen-berechnen.de).

Schließlich können diese 40€ jeden Monat in meinen ETF-Sparplan fließen und dort mit den hypothetischen 5% verzinst werden. Solche Berechnungen motivieren mich immer wahnsinnig, meine Sparanstrengungen weiter auszubauen. 😉

Mein Fazit

Ausgaben auf diese Weise zu bewerten macht mir eine Menge Spaß und führt bei mir zu einer Senkung meines Konsums. Durch den Hebel der Zeit und den Zinseszinseffekt bringt das Investieren bereits bei kleinen Beträgen einen riesigen Vermögenszuwachs.

Daher finde ich diese Art der Konsum-Bewertung sehr smart und kann Dir nur empfehlen, es auch mal auszuprobieren.

Einziger Nachteil: Es wird echt nicht einfacher, gute Argumente für die Anschaffung eines Luxusgegenstandes bzw. für den Konsum im Allgemeinen zu finden. 😉

Was hältst Du von Buffetts Methode?

Ist es eher eine zwanghafte Ausprägung seiner Sparsamkeit oder ein geschickter Trick um mehr zu investieren? Schreibe mir Deine Meinung dazu in einem Kommentar!

8 Kommentare

  1. Diese Frage stell ich mir vor jeder größeren Investition. Erstaunlich, wie viele Gegenargumente man immer findet die Sachen nicht zu kaufen. Daher finde ich die WB-Herangehensweise grundsätzlich gut. Es sammelt sich nicht so viel Schrott im Haus und der Geldbeutel muss weniger leiden.

    VG alelab

    1. Hallo alelab,
      die Frage ist ja, wie man “größere Investition” definiert. 😉

      Die 10€ im Monat für irgendein (nutzloses) Abo sind für mich keine wirklich große Investition. Aber es läppert sich. 120€ im Jahr, 1800€ in 15 Jahren. Plus Zinsen. Dann liegt man plötzlich bei 2600 – 4000€ bei 5 – 10%. Und das, obwohl eh doch nur 10€ waren.
      Daher lohnt sich diese Herangehensweise auch schon bei kleinen aber regelmäßigen Beiträgen.

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

      1. Bei kleinen Beträgen ist es bei mir schon im Blut drin. Lediglich meine Frau hat ein Zeitschriftenabo (leider). Lustkäufe gibt es natürlich immer Mal wieder. Die beschränken sich dann aber wirklich auf Sachen, die ich gebrauchen kann und auf Essen.
        Bei Essen spare ich aber auch nicht wirklich. Hier ist mir qualitativ hochwertige Ernährung wichtig und darf entsprechend mehr kosten.
        Allerdings muss ich zur Ernährung sagen, dass wir uns mit Biogemüse und frischen Lebensmitteln ernähren. Fertigessen ist extrem selten. Und unsere Lebensmittelkosten im Monat sind seit der Umstellung auf diese Ernährung nicht gestiegen. Lediglich unsere entsorgten Lebensmittel deutlich gesunken.

        VG alelab

  2. von Julia (Finanzblogleserin)Veröffentlicht 5. Juli 2016

    Hallo Finanzfisch,
    wow, inspirierend und beeindruckend wie z.B. aus monatlich eingesparten 40€ nach 15 Jahren mehr als 10 000 € werden!
    Danke für den Artikel.

    Ich würde mir nie ein 500€ Smartphone kaufen oder eine 39,95€/Monat-Alles-Drin-Flatrate holen (oder ein Sky-Fernseh-Abo oder was es da sonst so gibt). Ich kenne aber Leute in meinem nahen Umfeld, die genau das tun und Dinge sagen wie: “diesmal leiste ich mir was Ordentliches” (nach mäßiger Erfahrung mit günstigem Smartphone) oder “dann brauch ich mir beim Surfen und Telefonieren keine Gedanken machen und die Telekom hat das beste Netz” (Flatrate).
    Ich bin mit meinen Smartphones, die ich gebraucht gekauft oder geschenkt bekommen habe, immer gut gefahren. Und für Surfen und telefonieren gebe ich fix 5€/Monat plus weniger als 5€ variable Kosten aus und bin auch zufrieden.
    Dafür kann ich mir dann Sparraten jenseits der 500€/Monat “leisten”, die in mein ETF-Depot und andere Anlagen fließen.

    1. Hallo Julia,
      vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Grundsätzlich ist ja auch nichts verkehrt daran, sich mal “etwas Ordentliches zu gönnen”. Das Problem vieler Leute ist aber, dass sie sich immer alles gönnen und am Ende nicht mehr sparen und investieren können. Für mich sollten erst die Sparziele klar definiert sein und dann wird diese Sparquote auch nicht fürs “Gönnen” herabgesetzt. Gegönnt werden darf sich nur aus dem Überschuss nach Sparen und Ausgaben!

      Ich selbst bin zugegebenermaßen auch ein Fan dieser Smartphones mit einem i vorne jenseits der 500€ und da ich damit deutlich besser zurecht komme und es einfach perfekt zu meinen Bedürfnissen passt, “gönne” ich mir das dann auch. Dafür spare ich dann aber an anderen Stellen (und das sind ganz sicher nicht die Sparpläne ;-)). Außerdem sind die Dinger echt robust und halten Jahre lang, wenn man nicht jede Generation mitnehmen muss.

      Ich bin gerade in diesem Monat auch von so einem 39,99€ All-Inklusive-Tarif weggekommen (endlich!). Jetzt zahle ich zwar immer noch 12,49€ bei einem anderen Anbieter für fast die gleiche Leistung, was aber im Wesentlichen meinem hohen Datenverbrauch unterwegs geschuldet ist. Sicherlich könnte ich notfalls auch darauf verzichten, aber das ist für mich eine Frage der Prioritäten:

      Kann und will ich auf ein Auto oder einen Starbucks-Kaffee verzichten? Auf jeden Fall!
      Kann und will ich auf 3GB LTE-Volumen im Monat verzichten? Niemals!

      Das ist meiner persönliche Priorität und für jemand Anderen wird das schon wieder ganz anders aussehen. Wichtig ist jedoch, dass man weiß, welche enormen Auswirkungen vermeintlich kleine Entscheidungen haben können. In Punkto Geld führt das für mich dann doch zu einem eher konservativen Konsumverhalten 😉

      Viele Grüße
      der Finanzfisch

      1. von Julia (Finanzblogleserin)Veröffentlicht 6. Juli 2016

        Hallo Finanzfisch,
        genau, Sparen und Investieren und beim Konsum die persönliche Priorität setzen.
        Dem einen ist ein teures Smartphone wichtig, der anderen vielleicht kostspielige Naturkosmetik oder zwei Mal im Jahr in den Urlaub fahren. Man kann und sollte sich sich durchaus bei all dem Sparen und investieren auch was gönnen oder etwas haben für das man viel Geld ausgibt.
        Viele geben eben ihr Geld mit vollen Händen aus für allerlei Konsum, Luxus und man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts-Dinge oder -Events und wundern sich dann dass sie nichts auf die Seite legen können.

  3. Hallo Finanzfisch,

    habe dieses Buch auch erst dieses Jahr gelesen. Es ging mir auch so fand es ein wenig extrem ausgeschmückt. Allerdings konnte man so bilde ich es mir jedenfalls ein. Etwas mehr seinen Charakter kennenlernen.

    Persönlich halte ich diesen Ansatz für sehr Sinnvoll. Denn jeder Euro der früh investiert wird entwickelt eine Enorme Kraft. Wie du auch sehr gut mit dem Smartphone Beispiel gezeigt hast.

    Wie weit bist du schon mit dem Hörbuch? Weil 45 Stunden ist schon ne Menge Holz 😀

    Gruß

    Christian

    1. Hallo Christian,
      das stimmt. 45 Stunden hört man nicht mal eben so am Stück durch. Ich habe es jeden Tag auf dem Arbeitsweg und in der Pause gehört, damit sind das schon mal 5-6 Stunden pro Woche + Zeit fürs Abwaschen etc.

      Neulich hatte ich zwei längere Zugfahrten. Da schafft man einiges weg.

      Mittlerweile habe ich es komplett durch. 🙂 Auf Audible gibt es auch noch die gekürzte Version auf Englisch. Die dauert dann nur etwa 9 Stunden.
      Insgesamt hat es mir trotz der Länge sehr gut gefallen und auch ich habe des Gefühl, Buffet dadurch sehr gut kennen gelernt zu haben. 😉

      Allerdings hätte man bestimmt auch 10-15 Stunden weglassen können, ohne dass die Qualität da sehr drunter gelitten hätte. Fairer Weise muss man aber zugestehen, dass der Mann echt alt ist und viel erlebt hat und somit eine etwas längere Bio durchaus gerechtfertigt ist. 😉

      Gruß
      der Finanzfisch

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