Amazon FBA: Zusammenarbeit beendet — Verlustbegrenzung läuft

Ich habe meine Zusammenarbeit mit AMZSCALE und SCALE UP nun beendet, nachdem endlich eine Käuferin für meine Marke gefunden wurde. Der Verkauf kann jedoch nicht, als erfolgreicher Exit gesehen werden, sondern ist lediglich eine Maßnahme, um meine Verluste zu begrenzen. Das Projekt ist gescheitert.

In diesem Artikel erfährst du, was seit meinem letzten Artikel passiert ist, wo ich heute stehe und was mein Fazit ist.

Ein Rückblick

Am 19.08.2020 verkündete ich meine Kooperation mit AMZSCALE. Ich wurde damals von dem Unternehmen angeschrieben, da sie Affiliate-Werbung auf meinem Blog schalten wollten. Da ich niemals Produkte oder Services empfehle, ohne sie zu testen und ohnehin mit dem Gedanken, ein FBA Business zu starten, gespielt habe, schien es mir die perfekte Gelegenheit für ein Gegenangebot: Ich schreibe offen über den Verlauf des Projektes, was, wenn es gut läuft, kontinuierliche Werbung für AMZSCALE ist. Im Gegenzug bekomme ich den Done4You Service etwas günstiger.

Zunächst schien alles einwandfrei zu laufen. Ein Produkt wurde vorgestellt, die Kalkulation sah hervorragend aus. Ich arbeitete meine To-do-Liste ab, gründete eine UG und registrierte eine Marke. Nachdem ein Hersteller gefunden war, bestellten wir die erste Charge im März 2021.

Dann kamen die ersten Probleme: Durch COVID-Lockdowns in China, Fehler beim Versand der Ware, explodierende Transportkosten, weitere Kosten, die nicht in der Kalkulation enthalten waren. Hierdurch war der Start sehr holprig. Wir verpassten das Weihnachtsgeschäfft 2021 und starteten mit erheblich höheren Kosten als geplant. Mein Produkt ging schließlich zum Jahreswechsel 2021/2022 live. Hier kam damals der nächste Schock. AMZSCALE teilte mir mit, man müsse mindestens 50–100 € pro Tag in Amazon Werbung stecken. Dies wurde mir zum Abschluss des Vertrages und auch bei der Produktvorstellung so nicht gesagt.

Die erste Charge verkaufte sich zunächst relativ gut, auch wenn die Einnahmen weitgehend von den Werbekosten gefressen wurden. Es war abzusehen, dass ich den Einkaufspreis nicht vollständig wieder reinbekommen würde. Bereits im März und April 2022 drängte ich bei AMZSCALE darauf hin, dass wir uns um die zweite Charge kümmern, damit der Bestand nicht leer läuft. Zudem habe ich an das Angebot der Warenfinanzierung erinnert. Für mich kam die Erhöhung meines finanziellen Risikos durch die private Finanzierung einer zweiten Charge nicht infrage. Hierfür sind in der Zusammenarbeit mit AMZSCALE zu viele ungeplante und überraschende Kosten, aber auch Verzögerungen aufgetreten. Abgesehen davon habe ich für das Projekt von vornherein ein maximales Budget festgelegt und dieses auch an AMZSCALE kommuniziert.

Es kam wegen erheblicher Kommunikationsprobleme bei AMZSCALE und Problemen mit der Warenfinanzierung zu einer Verzögerung bis August 2022. AMZSCALE hat sich bereit erklärt, mit ins Risiko zu gehen, da man an das Projekt glaube. Ich war erst einmal beruhigt und hoffte auf das Eintreffen der zweiten Charge im November 2022. Hier kam es nach Aussagen von AMZSCALE zu Verzögerungen auf der Hersteller-Seite. Die Ware sollte zunächst im Dezember und dann im neuen Jahr kommen.

Seit Dezember arbeitete ich mit AMZSCALE auf einen Plan B hin, nämlich den Verkauf der Marke. Schließlich waren seit dem Start des Projektes ca. 2,5 Jahre vergangen und ich hatte noch immer ausstehende fünfstellige Investitionen. Hierzu mehr im nächsten Abschnitt.

Ich weiß nicht, wann und ob die Lieferung kommt. Bis zum Verkauf der Marke im März 2023 war mein Produkt jedenfalls nicht mehr lieferbar (seit Oktober 2022).

Die Käuferfindung gestaltete sich schwierig

Ich muss AMZSCALE zugutehalten, dass sie angeboten haben, sich um die Suche eines Käufers zu kümmern. Das wäre mir allein deutlich schwieriger gefallen. Dennoch hatte ich den Eindruck, regelmäßig nachhaken zu müssen, da es keine proaktiven Updates gab.

Bereits im Dezember wurde klar, dass AMZSCALE keine Möglichkeit sieht, einen Kaufpreis zu bekommen, der das Projekt in die Gewinnzone bringt. Dennoch hatte ich mich entschieden, das Projekt abzustoßen, um mich zukünftig auf meine erfolgsversprechenderen Geschäftstätigkeiten und meine Kernkompetenz zu fokussieren.

Der erste potenzielle Käufer war schnell gefunden, hat jedoch nach ewigem hin-und-her schlussendlich Ende Februar abgesagt. Ich setzte AMZSCALE ein Ultimatum per E-Mail, das ich an meinen Customer Success Manager, den Geschäftsführer Maurice Glißmann und zwei andere Mitarbeiter von AMZSCALE sendete: Ich wollte raus. Ich wollte, dass das ewige Hin-und-her, das Nichteinhalten von Zusagen, das Verschieben von Terminen und der stetige Wechsel aus Hoffnung und Enttäuschung endlich ein Ende haben.

Ich setzte ein Ultimatum und die Lösung wurde dann im März 2023 auch endlich gefunden: Eine Käuferin, die selbst viel Erfahrung mit Amazon FBA hat, bot mir den Kauf meiner Marke an.

Endlich verkauft!?

Ja, der Vertrag ist beidseitig unterschrieben und der Verkauf läuft.

Leider nicht, wie ich es gerne hätte, mit einer Einmalzahlung, sondern mit einer kleinen Anzahlung im mittleren vierstelligen Bereich und monatlichen Raten bis ins Jahr 2024. Egal, besser als nichts.

Die Anzahlung habe ich bereits erhalten und wir bereiten den Übertrag der Marke vor.

Natürlich bin ich erst ganz raus, wenn die letzte Rate auf meinem Konto ist, allerdings bin ich froh, dass ich meine Verluste voraussichtlich erheblich begrenzen kann. Nach der letzten Rate konnte ich meine Verluste von gut fünfstellig auf vierstellig begrenzen.

Auch wenn das Ergebnis nicht gut ist, bin ich dankbar dafür, dass AMZSCALE mir den Verkauf der Marke ermöglicht hat, eine Käuferin gesucht und gefunden hat und mich bei dem Prozess unterstütz. Ich hoffe daher, dass der Prozess jetzt reibungslos läuft und mein persönliche Amazon FBA Fiasko bald in der Vergangenheit liegt.

(K)ein Einzelfall?!

Wie im letzten Artikel erwähnt, haben sich unzufriedenen Kund*innen von AMZSCALE zum Austausch und zur Lösungsfindung zusammengefunden und tauschen sich über ihre Erfahrungen und Probleme über WhatsApp und in regelmäßigen Zoom-Calls aus.

Dies hat auch die “Netz-Checkerin” Judith Henke auf den Plan gerufen, die einige Kund*innen interviewt und einen Artikel für die Welt geschrieben hat.

Demnach und was mit mir in persönlichen Gesprächen geteilt wurde, haben auch etliche andere Kund*innen keine guten Erfahrungen mit AMZSCALE gemacht und nach eigenen Aussagen finanziellen Schaden erlitten.

Ich bin also scheinbar kein Einzelfall. Dennoch muss man natürlich vorsichtig sein: Wie repräsentativ ist das Bild, das ich sehe für AMZSCALE? Naturgemäß sind unzufriedene Kundinnen lauter als zufriedene. Hierüber kann ich mir jedoch kein Urteil erlauben.

Mein Fazit

Das Projekt war ein totaler Misserfolg. Nach über 3,5 Jahren werde ich im nächsten Jahr meine Verluste auf einen mittleren vierstelligen Betrag begrenzt haben.

In den vergangenen Jahren habe ich viele Zeit, Geld und Energie in dieses Projekt investiert. Die Zusammenarbeit mit AMZSCALE habe ich als sehr schwierig und problematisch erlebt. Daher bin ich froh, dass es jetzt weitgehend zu Ende ist.

Einige bürokratische Schritte stehen noch an und der Verkauf zieht sich über ein Jahr, aber dann ist es geschafft und ich bin dieses energiezerrende Projekt los.

Werde ich noch mal ein Amazon FBA Projekt starten? — Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt.

Werde ich noch mal auf eine Agentur und ein Done4You Angebot setzen? — Auf gar keinen Fall. — Diese Abhängigkeit hat sich für mich in keiner Hinsicht bewährt.

So leid es mir tut und wenn ich mir ein anderes Ergebnis wirklich gewünscht hätte: Nach meinen Erfahrungen kann ich eine Zusammenarbeit mit AMZSCALE, AMACOA und SCALE UP leider nicht empfehlen.

Ich hoffe, bei dir läuft es besser! Lass es mich in den Kommentaren wissen.

4 Kommentare

  1. Servus,

    sehr cool, dass Du das schonungslos aufarbeitest. Ich kann mir vorstellen, dass Amazon ein großes Haifischbecken ist. Ist ein Produkt erfolgreich, hast Du sofort Nachahmer und sogar Amazon steht ja in Verdacht sich die Rosinen anzuschauen und gleich als Eigenmarke aufzubauen. Viele Angebote bzw. Platzierungen lassen sich auch als Sponsoring in den Suchergebnissen nach oben pushen. Dazu sicher auch ein ständiger Preiswettbewerb.

    Gruß
    Andy

  2. Interessanter Artikel. Es ist Wichtig auch mal über das Scheitern und “Versagen” zu lesen, denn gerade davon kann Mensch viel lernen. Danke für den Artikel und den Mut das zuzugeben.

    Was mir jedoch Sorgen bereitet: KundInnen? ohje. Pass auf: richtig und hassfrei genderst du mit *. also wenn schon gendern, dann bitte richtig. ohne * ist das Transphob und ich konnte nur noch mit Mühe und Not weiter lesen. da ich aber wohlwollend sehe, dass du wenigstens versucht Hassfrei zu schreiben, drücke ich nochmal nen Auge zu 😉

    Ansonsten, danke für den Einblick in diesen Vorgang. In Zukunft aber bitte Hassfreier gendern. Das sollten sich auch die anderen Bloger*innen mehr dran halten und Du kannst so auch ein*e Vorbild*in für die anderen sein.

    Ich danke dir.

    1. Hey Michel, danke für deinen Kommentar.
      Wieder etwas dazu gelernt und gleich geändert.
      Als Informatiker neige ich dazu, demnächst zu regulären Ausdrücken überzugehen. 😉

      Btw. “Vorbild” ist Neutrum und wird nicht gegendert. 😉

      Beste Grüße
      Tobias

    2. Lieber Michael,
      Danke für deinen Hinweis auf das Gendern. Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich selbst, wann und wo immer es möglich ist korrekt zu gendern. Was ich zum einen aber nicht verstehe, ist, wieso du gendern mit hassfrei gleichsetzt. Wichtiger finde ich jedoch, dass man „Kunde“ korrekterweise gar nicht mittels Kurzform gendern kann. Dabei hilft die Weglassprobe. Und der „Kund“ ist eben kein grammatikalisch korrektes Wort. Dabei wäre es btw. egal, ob man dies mit „*“, mit „:“, mit „_“ oder mit Binnen-I wie in diesem Fall tut.
      @Tobias: wieder einmal ein schonungslos offener Artikel von Dir. Danke dafür und mach bitte weiter so.

      In diesem Sinne, einen schönen Tag und beste Grüße.
      David

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