Die drei Ebenen emotionaler Sklaverei – Nonviolent Communication: Mit gewaltfreier Kommunikation zu mehr Erfolg und Zufriedenheit (Teil 3)

Wahrscheinlich kennst Du das auch: Du sagst oder tust etwas und Dein Gegenüber reagiert negativ und macht Dich dafür verantwortlich, dass Du ihm oder ihr ein negatives Gefühl mit Deinem Handeln gibst. Die Folge: Dein Gegenüber fühlt sich schlecht, Du fühlst Dich schlecht und beim nächsten Mal wirst Du wie “auf Zehenspitzen” versuchen, nicht wieder eine solche Situation zu verursachen.

Das ist emotionale Sklaverei. Du bist nicht Du selbst, weil Du die Konsequenzen fürchtest. Niemand gibt (hoffentlich) einer anderen Person gerne schlechte Gefühle. Und wenn sich diese Gefühle gar in Wutausbrüchen und Schuldzuweisungen äußern, wird es so richtig unbehaglich.

Wir agieren dann nicht mehr getrieben durch Liebe für die andere Person, sondern aus Angst. Wir fahren eine Vermeidungsstrategie, die uns daran hindert, Beziehungen auf einer tieferen und bedeutungsvolleren Ebene zu bilden.

Dabei gibt es einen Weg raus aus einer Situation und einem harmonischeren und authentischeren Miteinander.

1. Emotionale Sklaverei: Den Ist-Zustand anerkennen

Wenn wir uns in emotionaler Sklaverei befinden, sehen wir uns verantwortlich für die Gefühle von Personen um uns herum. Das Tragische ist, dass uns dies bereits in der Kindheit eingetrichtert wird:

Mama ist traurig, wenn Du das machst.

Wir lernen, dass unser Handeln also konkrete Auswirkungen auf die Gefühle unserer Mitmenschen hat. Und damit fühlen wir uns oft auch dafür verantwortlich. Und natürlich haben unsere Aktionen und unsere Worte Auswirkungen auf unsere Mitmenschen, das ist ganz klar.

Dennoch ist jede Person für sich selber und ihre Gefühle verantwortlich. Wenn ich beispielsweise meine Schuhe irgendwo stehen lasse, wo es meiner Partnerin nicht zusagt, kann sie sich wütend, traurig oder frustriert fühlen. Oder aber, sie wählt einen emphatischen Weg und versucht zu verstehen, warum ich so gehandelt habe, wie ich gehandelt habe.

2. Die Situation wird unerträglich

Für eine gewisse Zeit können wir unglaublich schlimme Dinge ertragen. Auch in emotionaler Sklaverei können wir es eine Weile aushalten. Wir versuchen alles, es der anderen Person recht zu machen. – Denn schließlich ist sie uns doch wichtig und wir möchten, dass sie sich gut fühlt.

Das Problem ist, dass wir es nicht auf Dauer schaffen werden, der Person genau das zu geben, was ihr hilft sich gut zu fühlen. Leben ist kompliziert. Früher oder später wird es eine Situation geben, wo Meinungsverschiedenheiten oder äußere Umstände dazu fühlen, dass nicht alles rosig ist.

Und in dem Moment werden wir uns machtlos fühlen. Früher oder später wird uns diese Ohnmacht wütend machen. Wir wollen nicht mehr länger für die Gefühle der anderen Person verantwortlich sein.

Dies ist oft der Punkt, an dem Beziehungen in die Brüche gehen oder Streits eskalieren. Monate- oder gar jahrelang unterdrückte Emotionen brechen aus und der Schaden ist oft immens.

Doch soweit muss es nicht kommen.

3. Emotionale Befreiung – Emotionale Freiheit

Auf der dritten Ebene akzeptieren wir (und unsere Mitmenschen), dass andere Menschen nicht für unsere Gefühle verantwortlich sind, sondern dass wir selber für unsere Gefühle verantwortlich sind.

Dies gibt uns die Freiheit, ohne Schuldzuweisungen unsere Bedürfnisse zu erkunden und zu kommunizieren.

Zugegeben, es ist sehr schwierig, diese Ebene wahrhaft zu meistern, aber es lohnt sich: Wenn wir eine Einstellung erreicht haben, in der wir wirklich in uns hinein hören und feststellen, warum wir uns gerade so fühlen wie wir uns fühlen, können wir unsere Gefühle viel besser kommunizieren.

Wir haben dann die Möglichkeit, unsere Bedürfnisse ganz klar und ohne Schuldzuweisung oder direkte Lösungsstrategie zu kommunizieren und haben damit eine wesentlich höhere Chance, dass die andere Person uns zuhört, uns versteht und Mitgefühl empfinden kann.

Fazit

“Emotionale Sklaverei” klingt erst mal hart, aber letztendlich hat Marshall B. Rosenberg recht, wenn er von Sklaverei spricht. Denn letztendlich raubt uns dieser Zustand die Freiheit, wir selbst zu sein.

Im Zustand der emotionalen Sklaverei manipuliert uns im Prinzip jemand anderes, bewusst oder unbewusst, dazu, uns in einer bestimmten Art und Weise zu verhalten, die von unserem natürlichen Selbst abweicht.

Mit dem Wissen um emotionale Sklaverei fällt es leicht, diese zu erkennen. Aus ihr auszubrechen ist jedoch schwieriger. Hier hilft es, wenn alle beteiligten um das Konzept der gewaltfreien Kommunikation* wissen und gewillt sind, die Lehren aus dem Buch anzuwenden und Fehler einzugestehen.

Emotionale Sklaverei ist toxisch und raubt Dir langfristig Energie, Zufriedenheit und die Fähigkeit, eine freies und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ein paar Fragen zum reflektieren:

  1. Bist Du ein emotionaler Sklave? Wie kannst Du Dich aus dieser Situation befreien?
  2. Oder hältst Du evtl. selber emotionale Sklaven? Wie kannst Du Dein Verhalten ändern und Deine “Sklaven” freilassen?

Weiter geht es nächste Woche mit dem Thema: “Vier Optionen, um mit negativen Nachrichten umzugehen.”

Quellen zum Thema “Gewaltfreie Kommunikation”

Das Buch

Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation, wurde bereits in den Sechzigern von Marshall B. Rosenberg eingeführt, erfunden bzw. beschrieben. Seitdem gab er Workshops in diesem Bereich und hat auch einige sehr interessante Bücher über dieses Thema verfasst. Sein Buch “Nonviolent Communication: A Language of Life: Life-Changing Tools for Healthy Relationships*” oder zu deutsch “Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens*” kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Seminar-Aufzeichnung auf YouTube (Englisch)

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