Wie Du der Filter Bubble entkommst

Filterblasen machen das Leben einfacher und verzerren die Wahrnehmung.

In den letzten Monaten habe ich immer häufiger vom Begriff „Filter Bubble“, bzw. zu deutsch „Filterblase“, gehört. Das Wort wurde erstmals um 2012 herum vom Internetaktivisten Eli Pariser geprägt, der mit seinem Buch* auf den Umstand aufmerksam machte, dass durch die Inhalts-Algorithmen von Facebook, Google, Amazon und Co. uns besonders die Inhalte vorgeschlagen werden, die zu unseren Ansichten und Einstellungen passen.

So werden mir für das Schlagwort „P2P“ bei Google aktuell vor allem Plattformen für die Investition in P2P-Kredite vorgeschlagen. Noch vor ein paar Jahren, als ich mich an der Universität mit P2P-Rechner-Netzwerken beschäftigt habe, war dies anders. Und auch das Schlagwort „Latex“ liefert mir keine anzüglichen Bilder mehr, sondern Hilfe zum Thema „Textsatz mit LaTex“.

Gefahren durch die Filterblase

Diese Personalisierung der Ergebnisse kann zu einer Verstärkung des Bestätigungsfehlers (Confirmation Bias) führen, also unserer Neigung, Informationen so zu interpretieren und auszuwählen, dass sie unsere Ansicht bestätigen. Wenn wir schon bei einer objektiven Suche kaum noch Informationen erhalten, die unsere Ansichten widerlegen, so ist es klar, dass wir schon auf Grund der Fülle an Bestätigungen dem Bestätigungsfehler verfallen.

Bei Facebook, Twitter und Co. basteln wir uns außerdem unsere eigene Filterblase. Denn meistens sind wir mit Menschen befreundet, die recht ähnlich ticken und abonnieren Seiten, die mit unseren Interessen zusammenhängen. Die intelligenten Algorithmen der Social Media Kanäle verstärken diesen Effekt noch.

Vorteile der Filterblase

Machen Facebook, Google und wie sie alle heißen das mit Absicht? Zum Teil. Vermutlich haben diese Konzerne nicht wirklich ein Interesse daran, dass Du einem Bestätigungsfehler unterliegst. Aber trotzdem ist es für die Unternehmen extrem wichtig, Dich vor Allem mit den Informationen zu versorgen, die Dich wirklich interessieren.

Ich finde es (meistens) sehr praktisch, dass Google mir genau die Suchergebnisse vorschlägt, die mich wirklich weiter bringen und nicht jene, die mich wahrscheinlich eh nicht interessieren. Und auch bei Facebook ist es sehr angenehm, dass ich mich nicht tagtäglich durch die langweiligen Statusupdates unzähliger Abonnements kämpfen muss, sondern nur das zu sehen bekomme, was mich (wahrscheinlich) interessiert.

Am Ende hat es also wieder mit Komfort und der Produktqualität zu tun. Die Filterblase ist also nicht nur schlecht, sondern kann durchaus ihre Vorteile haben.

Wie man den Filter entfernt

Für mich ist es nicht immer notwendig, den Filter loszuwerden. Wenn ich einen neuen Computer in Betrieb nehme, logge ich mich da gerne direkt bei Google ein, damit ich ab diesem Moment von der Personalisierung der Suchergebnisse profitieren kann.

Allerdings ist es sehr wichtig, stets zu wissen, dass die Suchergebnisse einem Bias unterliegen und eben nicht die ganze Wahrheit zeigen. Außerdem sollte man wissen, wie man den Filter temporär los wird, wenn man mal sicherstellen will, wirklich ganz neutral (so neutral wie es geht) mit Informationen versorgt zu werden.

Am einfachsten und sichersten klappt es, wenn Du den privaten Modus Deines Browsers aktivierst. Du bist dann automatisch bei allen Plattformen ausgeloggt und der Browser stellst sicher, dass die Seite keine Informationen über Dein Surfverhalten etc. erhält. Allerdings kann immer noch Dein ungefährer Standort auf Basis Deiner IP ermittelt und zur Filterung der Ergebnisse verwendet werden.

Wenn Dir das zu radikal ist, kannst Du auch noch an den Filter-Einstellungen der einzelnen Plattformen drehen. Dies ist aber oft sehr nur sehr eingeschränkt möglich und hilft nur punktuell. Außerdem vertraust Du dann immer noch der Plattform, dass sie Dir wirklich ganz neutrale Ergebnisse liefert.

Darüber hinaus kann man auch mal auf eine andere Suchmaschine wie z.B. DuckDuckGo verwenden. Diese Suchmaschine wirbt damit, dass sie ihre Benutzer „nicht verfolgt“.

Filterblase und Finanzen

Wieso schreibe ich eigentlich über das Thema? Das Wissen über dieses Thema hat doch eigentlich etwas mit Medienkompetenz, nicht aber mit privaten Finanzen zu tun. Also völlig Off-Topic?

Ich finde nicht. Denn gerade, wer sich mit dem Thema finanzieller Bildung und privater Altersvorsorge beschäftigt liest viel über Themen wie Geldanlage, Wirtschaft und vielleicht Politik. Alles was wir lesen beeinflusst unser Anlageverhalten.

Wenn ich überall P2P-Kredite sehe, könnte es für mich so aussehen, als wenn die Anlageklasse die wichtigste überhaupt wäre. Oder die Tatsache, dass ich viele Blogs lese deren Autoren in MSCI World und MSCI EM ETFs investieren, könnten mir vermitteln, dass der Großteil aller Deutschen so anlegt.

Und wenn ich an eine baldige Krise glaube werde ich plötzlich vermehrt Artikel finden, die ebenfalls über die drohende Krise berichten.

Gemäß dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ werden mich diese Informationen, die immer in dieselbe Kerbe schlagen, irgendwann zu einer Handlung bewegen, die nicht sinnvoll ist. Ich habe dann zwar den Eindruck, dass ich diese Entscheidung freiwillig und basierend auf objektiven Kriterien und Informationen treffen, aber in Wahrheit habe ich nur eine ungünstige Vorauswahl an Artikeln zu lesen bekommen.

Fazit

Filterblasen existieren. Und das ist auch gut so. Zum Teil jedenfalls. Manchmal sind diese schlauen Algorithmen von unschätzbarem Wert und manchmal nicht.

Es ist gut, sich regelmäßig daran zu erinnern, dass so gut wie jede Suchmaschine und jede Social Media Plattform Informationen mehr oder weniger filtert. Dann kann man, wenn es einem sinnvoll erscheint, den privaten Modus aktivieren oder auf eine andere Suchmaschine ausweichen, die neutrale Ergebnisse liefert.

Machst Du Dir ebenfalls Gedanken über das Thema? Und wie schützt Du Dich vor der Verzerrung von Informationen?

Quellen

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