Mitgefühl ist nur für Warmduscher, Schattenparker und Maskenträger. Daher solltest Du unbedingt lernen, wie Du Mitgefühl vermeiden kannst, um der ganzen Welt zu zeigen, was für ein harter Kerl Du bist.
Ironie off
Selbstverständlich ist das Ziel dieses Artikels nicht, dass Du Dein Mitgefühl abschaltest. Mitgefühl und Empathie sind die wichtigsten Bausteine von guter, gewaltfreier Kommunikation.
Daher lernst Du in diesem Artikel zwar, was Mitgefühl unterdrückt, allerdings nur, damit Du diese Dinge vermeiden und mitfühlender und emphatischer mit Deinen Mitmenschen umgehen kannst.
Was Mitgefühl blockiert
1. “Moralistisches Urteilen” oder “Wer ist was?”
Wir fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das Klassifizieren, Analysieren und Feststellen von “Leveln der Verkehrtheit” anstatt uns darauf zu konzentrieren, was wir und andere Menschen benötigen aber nicht bekommen.
Leider sind wir einfach so getrimmt, dass wir, wann immer wir etwas hören oder lesen, direkt überlegen: Stimmt das? Richtig oder falsch? Und damit stellen wir fest, ob wir entweder zustimmen oder widersprechen wollen.
Damit analysieren wir jedoch, was die andere Person äußert und das blockiert uns dafür, die Bedürfnisse unseres Gegenübers vollständig zu verstehen.
Analysen von anderen sind immer Ausdruck unserer eigenen Bedürfnisse und Werte.
“Falsch” bedeutet meistens nicht, absolut gesehen “falsch”, sondern eher: “im Konflikt mit unseren eigenen Bedürfnissen, Werten und Moralvorstellungen”.
Nehmen wir ein krasses Beispiel: Menschen essen. – Ich hoffe, Du denkst jetzt: Das ist falsch, ekelhaft und moralisch höchst verwerflich. – Ich stimme Dir zu. Und dennoch gibt es Kanibalenstämme, wo das gewissermaßen zum “guten Ton” gehört. – andere Moralvorstellungen.
Glücklicherweise sind Unterschiede im Alltag oft weniger krass, aber das macht das Problem nicht einfacher. Wenn Dein Freund beispielsweise immer den Toilettensitz oben lässt und Du ihn gerne unten hättest, denkst Du evtl.: Das ist falsch! – Damit beraubst Du Dich jedoch der Möglichkeit, das Problem gewaltfrei zu lösen, da Du Dir vermutlich nicht die Zeit nimmst, seine Beweggründe zu verstehen.
Alternativ könntest Du auch denken “Interessant, er macht das anders als ich, was sind wohl seine Gründe?” – Mit diesem Gedanken wirst Du ihn einfach interessiert fragen, ihn verstehen und Empathie für ihn haben. Nachdem er sich verstanden fühlt, kannst Du Dein Bedürfnis (z.B. nach Ordnung) kommunizieren und ihn bitten, den Toilettensitz herunterzumachen. Wenn nicht sehr gute Gründe dagegen sprechen, wird er Dir diesen Gefallen tun.
2. Vergleichen
Vergleichen ist im Prinzip nur eine etwas andere Form von Urteilen: Wer ist besser, wer ist schlechter. Auch hier legen wir eine Skala der Richtigkeit/Falschheit an und messen eine andere Person an unseren Maßstäben.
Und wenn mein Weg der “bessere” ist und Du einen anderen Weg gewählt hast, dann bist Du schließlich selbst schuld, wenn das Ergebnis nicht gut ist. Mitgefühl ade!
3. Leugnen von Verantwortung
Wir leugnen unsere Verantwortung, um uns nicht mit unseren Fehlern und moralischen Konflikten auseinandersetzen zu müssen. Das ist aus folgenden Gründen sehr gefährlich:
Zum Einen können und werden wir Dinge, die wir nicht in unserer Verantwortung sehen, nicht ändern. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir eigentlich immer eine Wahl haben. Manchmal gefallen uns nur die Optionen nicht. Wenn beispielsweise Dein Boss Dich zwingt etwas zu machen, was Deinen Moralvorstellungen widerspricht, kannst Du Dir einreden, dass Du keine Wahl hast, den schließlich brauchst Du den Job. Damit schließt Du aber die Option “kündigen” automatisch aus, weil sie Dir noch weniger gefällt. Die Entscheidung liegt bei Dir.
Der Author von Nonviolent Communication* sagt:
Wir können Menschen niemals dazu zwingen, etwas zu tun.
Wenn jemand etwas tut, ist das immer das Ergebnis davon, dass die Person zu dem Schluss gekommen ist, dass es die beste oder jedenfalls eine ausreichend gute Option ist.
Sei sehr vorsichtig, wie Du Sprache einsetzt. Oft nutzen wir Sprache in einer Form, die die Verantwortung von uns wegschiebt:
Ich muss noch die Kinder aus der Schule abholen.
Ne, musst Du nicht. Es ist Deine Entscheidung. Du tust es, weil Du Deine Kinder liebst und eine gute Mutter sein möchtest.
Verantwortung für unsere Umstände und unser Handeln zu übernehmen gibt uns die Kontrolle über unser Leben zurück. Außerdem können wir mit dieser Einstellung dazu übergeben, Gründe dafür zu finden, warum wir etwas tun oder aber auch feststellen, dass wir gerade etwas tun was falsch ist und es dann entsprechend einstellen.
Wenn wir hingegen die Verantwortung bei anderen suchen, werden wir uns machtlos und als Opfer unserer Umstände sehen. Unzufriedenheit und ständige Schuldzuweisungen sind die Folge.
Fazit
In diesem Artikel hast Du gelernt, welche Verhaltensweisen Mitgefühl unterdrücken und kannst damit hoffentlich im Alltag dein Verhalten so anpassen, dass es Mitgefühl begünstigt – sowohl bei dir als auch bei anderen.
Du fragst Dich vielleicht, was das ganze mit Finanzen zu tun hat. Und die Antwort ist: Sehr wenig und sehr viel!
Zu erlernen, wie wir richtig miteinander umgehen und wie wir so kommunizieren, dass alle Bedürfnisse gehört und berücksichtigt werden ist aus meiner Sicht viel viel wichtiger als Finanzen. Denn schließlich sind Beziehungen das Wichtigste, was wir im Leben haben.
Was würdest Du vorziehen? Ein Leben in Reichtum und ohne Freunde oder ein Leben in Armut mit glücklichen Beziehungen?
“Lieber in Ruhe und Frieden ein trockenes Stück Brot essen als ein Festmahl mit Zank und Streit!” (Sprüche 17:1 HFA)
Gute Beziehungen sind extrem wichtig und bilden die langfristige Grundlage für (finanziellen) Erfolg. Kurzfristig können wir durch emotionale Erpressung oder Manipulation unserer Mitmenschen vielleicht bekommen, was wir wollen – langfristig jedoch nicht.
Emphatische, mitfühlende Menschen sind einfach angenehme Zeitgenossen, mit denen man gerne Zeit verbringt und denen man gerne einen Gefallen tut. Hierbei ist es egal, ob es um dabei um den Lebenspartner oder die Kollegen im Job geht. Wer gut mit anderen Menschen umgeht und deren Bedürfnisse versteht und berücksichtigt, hat mehr Erfolg im leben.
Daher ist gute Kommunikation und der richtige Umgang mit Menschen für den langfristigen (finanziellen) Erfolg aus meiner Sicht unabdinglich.
Diese Woche lasse ich dich daher mit einer kleinen Hausaufgabe zurück: In welchen Situationen in der letzten Woche hast du dich in einer Weise verhalten, mit der du Mitgefühl unterdrückt hast? Wie kannst du dich besser verhalten um Mitgefühl zuzulassen?
Quellen zum Thema “Gewaltfreie Kommunikation”
Das Buch
Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation, wurde bereits in den Sechzigern von Marshall B. Rosenberg eingeführt, erfunden bzw. beschrieben. Seitdem gab er Workshops in diesem Bereich und hat auch einige sehr interessante Bücher über dieses Thema verfasst. Sein Buch “Nonviolent Communication: A Language of Life: Life-Changing Tools for Healthy Relationships*” oder zu deutsch “Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens*” kann ich uneingeschränkt empfehlen.