So gehe ich das Thema Vermögensaufbau in Corona-Zeiten an

COVID-19 hat nicht nur viele Länder sondern auch mich und mein Vermögen relativ unerwartet getroffen. Während Crashpropheten bereits seit vielen Jahren vor dem Crash warnen, habe ich stur weiter an Buy & Hold festgehalten. Und damit bin ich etwa bis März 2020 auch hervorragend gefahren.

Aktien, ETFs und auch mein P2P-Portfolio haben sich stetig aufwärts entwickelt. Als die Auswirkungen dieser “harmlosen Grippe”, als welche COVID-19 lange Zeit von vielen Menschen abgetan wurde zunehmend größer wurden und auch der starrsinnigste Politiker (Hello, Mr. Trump) den ernst der Lage begriff, ging es jedoch etwa 20% nach unten.

Und damit wurden jegliche Kursgewinne der letzten vier Jahre im Prinzip in einem Monat vernichtet. Zeitweise war ich sogar im Minus. Lediglich die Tatsache, dass ich Jahr für Jahr steigende Dividenden erhalten habe, beruhigt mich etwas.

Ich muss eingestehen, dass mein Leben in der letzten Zeit viel zu spannend war, als dass ich mir groß Gedanken um diesen Verlust gemacht habe, auch wenn es sich hierbei, vom Wert her, um eine netten Tesla gehandelt hat. Demnach habe ich den Einbruch ohne irgendwelche Probleme, Panik oder schlaflose Nächte überstanden. Meine persönliche Risikoeinschätzung passt also.

Vielleicht hast Du dich gewundert, warum ich hier bisher nix zum Thema Coronavirus geschrieben habe. Viele andere Blogger haben das Thema bereits vor einem Monat mit “Begeisterung” aufgenommen. Dafür gibt es viele Gründe. Zum Einen halte ich nix davon das Netz mit negativen Themen zu überfluten. Derzeit ist es schwierig genug, dem Thema COVID-19 im Internet aus dem Weg zu gehen. Da wollte ich nicht zum “CRASH CRASH CRASH”-Geschreie beitragen. Will ich auch jetzt noch nicht. 😉

Zum Anderen habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, wie sich die Situation auswirken wird und was das für Konsequenzen hat. Daher wollte ich erst mal abwarten, wie es aussieht, wenn sich der erste Staub gelegt hat. Das ist jetzt denke ich der Fall, auch wenn ich noch immer keine Ahnung habe, wie die Zukunft aussieht. (Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Artikel so beginnen sollte, aber wir sind ja unter uns 😉 )

Wie sich mein Depot aktuell schlägt

Meine REITs haben ordentlich an Wert verloren. Insbesondere EPR Properties und Tanger Factory Outlets sind wahnsinnig eingebrochen und befinden sich derzeit jeweils ca. 66% im Minus.

Vapiano hat Insolvenz angemeldet und sich damit endgültig als Griff ins Klo erwiesen. COVID-19 hat der angeschlagenen Pasta-Kette endgültig den Rest gegeben. Basta mit Pasta, sozusagen.

Andere Unternehmen, wie beispielsweise Amazon, schlagen sich hingegen hervorragend und mein Depot ist bereits wieder deutlich im Plus.

Meine Immobilie ist derzeit noch nicht betroffen. Mein Mieter kann weiterhin die Miete bezahlen und ich hoffe, dass das so bleibt.

Spannend wird es hingegen im P2P-Bereich. Derzeit weiß niemand so genau, welche Plattformen die Krise überstehen werden und wo demnächst das Licht ausgeht.

Derzeit ist Grupeer hier das Sorgenkind. Die Plattform hat kurzerhand die Zahlungen an Investoren ausgesetzt. Auf Grund von COVID-19, heißt es in der offiziellen Stellungnahme. Gerüchte besagen aber, dass man Investoren hier bewusst getäuscht hat. Es wird also spannend. Hobbyinvestor Sebastian hat zu diesem Thema einen Artikel verfasst.

Diese Maßnahmen habe ich ergriffen

Meine Maßnahmen kann man am Besten mit “Füße stillhalten” zusammenfassen.

Nochmal ganz ehrlich: Ich kann die Situation nicht abschätzen. Ich weiß nicht, wie lange COVID uns, die Unternehmen und die Medien noch dominieren wird. Auch kann ich nicht abschätzen, wie sich das auf die Aktienkurse und die Zahlungsfähigkeit meiner P2P-Darlehensnehmer auswirken wird.

Daher beobachte ich die Situation mit Spannung und positioniere mich, um am Aktienmarkt nachzukaufen. Ich bin bei Fraport eingestiegen. – Zu früh, wie ich jetzt weiß. Derzeit bin ich hier mit 33% im Minus.

Ich habe keine Aktien- oder ETF-Anteile verkauft. Auch habe ich noch bei keiner P2P-Plattform Geld abgezogen. Allerdings habe ich die Auto-Investoren bei allen Plattformen deaktiviert. Weniger aus Sorge um mein Geld als um meinen Cash-Bestand zu erhöhen.

Am Aktienmarkt sind die Preise derzeit sagenhaft günstig. Insofern denke ich über eine Umschichtung von P2P-Kapital in Aktien nach.

Den richtigen Zeitpunkt finden zu können, das maße ich mir nicht an. Allerdings warte ich noch etwas ab, um nicht alles Pulver zu früh zu verschießen.

Derzeit schaue ich besonders auf die REITs. Das Risiko ist hier zwar echt hoch, aber entsprechend bieten sich bei EPR und Tanger gerade auch gute Chancen. Wir können zwar ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Dividenden gekürzt werden müssen, aber wenn du davon ausgehst, dass diese REITs die Krise überstehen, ist jetzt vermutlich ein guter Zeitpunkt um den Grundstein für langfristig zweistellige Dividendenrenditen zu setzen. (Aber wie gesagt: Reine Spekulation)

Mit weiteren Investitionen im P2P-Sektor bin ich derzeit super vorsichtig. Ich plane nicht, hier in den nächsten Monaten weiteres Kapital zu binden. Der Grund: Anders als bei Aktien sind die Chancen (die Renditeerwartung) hier nicht wirklich gestiegen. Das Risiko hingegen ist derzeit nochmal höher als ohnehin schon und für mich im Prinzip nicht kalkulierbar.

Wie die Lage sonst so ist

Für mich persönlich ist die Lage ziemlich entspannt. Derzeit bin ich planmäßig und für längere Zeit in Sofia, Bulgarien. Und hier habe ich, noch bevor ich das Ausmaß absehen konnte, am 09.03. eine Wohnung auf unbestimmte Zeit angemietet.

Am 13.03. kamen hier die ersten Maßnahmen: Schließung von Malls und Co…

Bulgarien ist ein Land, das, verglichen mit Deutschland, extrem hart und schnell durchgreift und gleichzeitig nur wenig betroffen ist. Die Malls wurden hier geschlossen, lange bevor man in Deutschland darüber überhaupt nachdachte. Und während man in Deutschland noch über Maskenpflicht diskutiert, ist das in Bulgarien längst Standard.

Ich bin zum Glück kaum betroffen. Als Remote Worker arbeite ich eh zu 100% im Home Office. Die größten Einschränkungen sind, dass ich mich nicht mehr wirklich mit Freunden treffen kann und auch der Park geschlossen ist, wo ich normalerweise morgens Sport mache.

Abgesehen davon habe ich aber, Gott sei Dank, genau den richtigen Zeitpunkt und Ort gewählt, um mich auf unbestimmte Zeit nieder zu lassen.

Fazit

Wie immer keine wirkliche Empfehlung. Erstens gebe ich eh nie Empfehlungen sondern nur meine persönliche Einschätzung und zweitens bin ich selbst mit meiner aktuellen Meinung doch sehr vorsichtig.

Persönlich werde ich mittelfristig sofern möglich meine Investitionen in P2P-Kredite reduzieren. Zum Einen, weil ich Kapital für die Investition in Aktien brauche und zum Anderen, weil es im Falle einer höheren Inflation nicht sinnvoll ist, viel Kapital in Krediten gebunden zu haben. Denn diese verlieren ebenfalls an Wert und das macht die Rendite kaputt. Zudem steigt das Ausfallrisiko, wenn Menschen ihre Jobs verlieren und die Wirtschaft einbricht.

Bei den Investitionen in Aktien versuche ich abzuschätzen, welche Unternehmen die Krise, auch wenn sie noch ein paar Monate andauert, überstehen können. Hier werde ich ggf. nachkaufen oder neue Positionen aufbauen. Hierfür werde ich meine monatliche Sparrate, den bestehenden Cashbestand und das Kapital, das ich aus P2P-Investitionen ziehe, verwenden.

Ob ich an einem bestimmten Punkt sogar auf Kredit Aktien kaufe? Ich denke tatsächlich darüber nach, habe mich aber bisher dagegen entschieden um das Risiko nicht noch weiter zu erhöhen.

Ansonsten gilt insbesondere jetzt: Ich selbst und mein Humankapital sind nach wie vor die beste Investition. Insofern stecke ich nicht den Kopf in den Sand sondern schaue, wie ich mein Wissen und mein Können weiter ausbauen kann und ob ich Chancen sehe, die ich für mich nutzen kann.

Darüber hinaus ist es in der Zeit von “Social Distancing” (ich bevorzuge “Physical Distancing”) wichtiger den je, dass wir den Kontakt zu unseren Familien und Freunden aufrecht erhalten und uns nicht komplett abschotten. Zum Glück ist es mit Zoom und Co. einfacher denn je, sich physisch, aber nicht sozial zu distanzieren. Gerade jetzt brauchen wir einander. – Zum Einen mental und emotional, aber auch um uns über Investitionsmöglichkeiten und Chancen auszutauschen.

Bei all den negativen Schlagzeilen und Ereignissen dürfen wir eines nicht vergessen: Diese Krise bietet einen Haufen Möglichkeiten und hat viele positive Seiten. Wir müssen einander dabei unterstützen, den Fokus auf diese Aspekte zu richten.

Call to Action: Wie gehst Du das Thema Vermögensaufbau in der Krise an. Wie fühlst Du dich, wenn Du in dein Aktiendepot schaust? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

Alternativer Call to Action: Ruf einen Freund/ eine Freundin an und erkundige dich, wie es ihm/ihr geht.

Nachwort

Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade von Jürgen vom ETF-Blog zum Thema “Private Vermögensbildung in Corona-Zeiten” teil. Unter seinem Artikel findest Du in den Kommentaren die Artikel der anderen Blogger.

Update 12/2020

Mein Depot hat sich in diesem Jahr sehr gut geschlagen. Einige Aktien haben sich hervorragend entwickelt und die Strategie, einfach mal die Krise auszusitzen hat sich jedenfalls für den ersten großen Drop im Frühjahr bewährt.

In diesem Jahr hat sich natürlich vor allem Tesla gut geschlagen, weshalb ich hier einen Teilverkauf vorgenommen habe und somit meinen Einstand nebst einem kleinen Gewinn und Steuern rausbekommen habe. Vapiano und Wirecard haben es hingegen leider nicht überlebt.

Vapiano, weil das Unternehmen ohnehin schon gewackelt hat eine Zwangsschließung von Restaurants der Todesstoß für jedes marodes Restaurant-Unternehmen war.

Und Wirecard hat sich leider als gigantischer Betrug herausgestellt und war vermutlich der größte Skandal in 2020, was schon etwas heißen will. Zum Glück habe ich im Vorjahr bereits bei Höchstständen einen Teilverkauf vorgenommen, so dass ich insgesamt dennoch mit einem (kleinen) Gewinn rausgehe.

Wie sieht es bei dir aus? Welche Strategie hast du verfolgt und wie hat sich diese bisher geschlagen?

10 Kommentare

  1. Hallo Tobias,
    welche Branchen findest du bei Aktien besonders attraktiv? Würdest du Aktien von z.B. nem Reisekonzert oder einer Airline kaufen?

    1. Hi MorningBriefing, im Moment ist das schwierig zu sagen. Ich habe mir Reiseunternehmen und Airlines noch nicht genauer angesehen. Sind im Moment aber sicherlich eine Überlegung wert, wenn man nach neuen Investitionen sucht. Haben halt ein recht hohes Risiko aktuell aber eben auch hohe Chancen. Ähnlich sehe ich es bei den REITs. Diese Sektoren haben derzeit hohe Abschläge und lohnen daher einen genaueren Blick.

  2. Sehr schöner Beitrag, ich selber hab auch aus meinen P2P Krediten Geld rausgezogen um es für Aktienkäufe zu nutzen.

    Wer seine Unternehmen gut recherchiert und analysiert auf Langfristigkeit, der sollte damit auch Erfolg haben.

    Das Investieren in sich selbst ist das BESTE INVESTMENT was man je tätigen kann.

    Gruß Stefan

  3. Hallo Tobias,
    was hältst du von Dividendenaristokraten … als dauerhafte Kapitalanlage ..

    1. Hallo Uwe,
      grundsätzlich finde ich die gut. Unternehmen die es schaffen über Jahre und Jahrzehnte zuverlässig eine Dividende auszuzahlen und Gewinn zu erwirtschaften werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft schaffen, sofern deren Marktumfeld in Takt ist oder sie sich entsprechend anpassen können.
      Durch die Dividende hat man zudem einen stetigen Cashflow.
      Wie immer muss man aber genau schauen, gerade in der jetzigen Zeit, wie Corona das Unternehmen trifft und wie lange das Unternehmen mit den Einschränkungen und Umsatzeinbußen überleben kann. Wenn die Bilanz zu sehr auf Kante genäht ist, wird es gefährlich. Aber wenn das Unternehmen überlebt und man langfristig investiert findet man jetzt sicher gute Einstiegschancen.

      Viele Grüße
      Tobias

  4. Hi Tobias,

    guter Artikel. Danke!

    Dein Lebensmodel (soweit ich es verstehe) bekommt ein LIKE!

    VG
    Guido

  5. Hallo Tobias,

    meine Einschätzung der derzeitigen Lage …

    weltweit sind die Geschäfte nach wie vor weitestgehend zu (sinkende Umsätze), aber die Fixkosten sind konstant, bedeutet Gewinnrückgang.

    Das wird die überwiegende Mehrheit aller Unternehmen betreffen.

    Momentan erholt sich die Börse vom Crash im April, weil Hoffnungen auf einen Impfstoff überwiegen und wegen niedriger Zinsen (Anlagenotstand).

    Die Ergebnisse der Unternehmen (Aktien) werden im jetzigen Quartal einigermaßen katastrophal sein.

    Im Laufe des Jahres wird es sich wieder positiver entwickeln, aber nur langsam.

    Wie die Börse auf die unvermeidlich schlechten Ergebnisse für 2020 reagiert, ist unklar.

    Ich erwarte einen weiteren erheblichen Börencrash .. und kaufe dann nach.

    Aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich bei der Einschätzung der zukünftigen Börsenentwicklung falsch liege .. 🙂 ..

    Schöne Grüße

    Uwe

    1. Moin Uwe,
      vielen Dank für deine Einschätzung der Situation. Da könntest Du Recht haben. Aber sehen wir es positiv: Das sind hervorragende Bedingungen für Langzeitinvestoren um jetzt einen guten Grundstein zu legen.

      Ich kaufe laufend nach, hebe mir aber auch noch etwas Cash für den Fall eines zweiten Crash auf, den ich ebenfalls erwarte. Aber leider verhält such die Börse auch nicht immer so, wie ich es erwarte 😀

      Beste Grüße
      Tobias

      1. Hallo Tobias,
        du hast völlig Recht.
        Deine Strategie ist wohl genau richtig.
        Schöne Grüße
        Uwe

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