Depotumzug – Vorgehensweise und Erfahrungen (Gastartikel)

Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Sascha und ich investiere seit ca. 6 Jahren in ETFs. Unter dem Motto „Finanzen ordnen – Wohlstand schaffen“ versuche ich unter konto-kredit-vergleich.de möglichst vielen Menschen zu mehr finanzieller Bildung zu verhelfen um eigene und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Heute möchte ich meine Erfahrungen zu meinen Ende 2019 eingeleiteten Depotumzug mit den Finanzfisch Lesern teilen.

Mittlerweile habe mein Depot schon öfters gewechselt. Mehrere Depots haben den Vorteil, dass man sich von jedem Anbieter das Beste rauspicken kann und sich so ein paar Kosten sparen lassen. Zudem haben viele Depotbanken des Öfteren recht lukrative Angebote für Wechsler.

Meistens muss man 12 Monate bei dem neuen Anbieter bleiben, damit man prämienberechtigt ist. Da ich mehrere Depots hatte, wollte ich aufgrund Übersichtlichkeit diese Depots wieder zu einem zusammenfassen: Die attraktive Wechselprämie der Targobank hat mir die Entscheidung dabei vereinfacht. 😉

Da die Targobank zum Nachkaufen nicht die günstigste ist, unterhalte ich noch ein Depot bei der OnVista Bank*, wo man für 7 Euro eine Order ausführen kann oder für 1 Euro einen Sparplan. Dieses nutze ich für Nachkäufe.

Zusätzlich nutze ich ein DKB Depot* zum Ausführen monatlicher Sparpläne. Sehr gut gefällt mir hieran, dass man Vanguard Sparpläne zwischen 50 – 100.000 Euro für 0,49 Euro ausführen kann. Auf die 49 Cent Aktion der DKB wurde ich übrigens bei der Recherche zu diesem Artikel aufmerksam. 😉

Meine anderen Depots bei Consorsbank*, comdirect* und flatex* habe ich aufgelöst, da sie mir keinen Mehrwert mehr bieten und ich der Meinung bin, die Geldanlage sollte so einfach wie möglich strukturiert sein. Falls du auch noch ein Flatex Depot unterhalten solltest, rate ich dir übrigens ebenfalls zu einem Depotumzug. Durch die demnächst anfallende Strafgebühr auf Depoteinlagen hat der Anbieter ja mal wieder bewiesen was er von Stammkunden hält.

Wie du in wenigen Schritten einen Depotwechsel durchführst

Heutzutage ist ein Depotübertrag einfach durchzuführen. Zunächst musst du dein neues Depot eröffnen, nur dann kann der alte Anbieter die Papiere zum neuen übertragen. Die Depotanbieter bieten in der Regel schon bei Eröffnung des neuen Depots einen Wechselservice an. Damit können dann alle oder eine Teilmenge der Wertpapiere zum neuen Anbieter übertragen werden. Ebenso kann das alte Depot direkt über den Wechselservice aufgelöst werden. Das Vorgehen ist im Prinzip ähnlich wie beim Wechsel eines Strom- oder Handyvertrags.

Der Depotübertrag als solcher ist kostenfrei. Liegen die Papiere allerdings bei einer ausländischen Lagerstelle können für den Lagerstellenwechsel Gebühren anfallen.

Nettes Goodie: Prämie für Depotübertrag

Viele Anbieter loben für den Depotübertrag eine Prämie aus. Aktuell ist die Targobank mit 0,7 % des Depotwerts hier Spitzenreiter.

Wie lange habe ich für meinen Depotübertrag benötigt?

Man sagt, bis alle Wertpapiere in das neue Depot übertragen wurden vergehen 14 Tage. Dies hängt von jedoch auch von der Art der Wertpapiere ab und der Lagerstelle ab. Je nieschiger eine Aktie und je exotischer die Lagerstelle, desto länger dauert es.

Ich habe mein Depot bei der Targobank zwischen Weihnachten und Silvester 2019 eröffnet und meine bestehenden Depots von comdirect, Consorsbank und Flatex dorthin übertragen. Der Umzug von Comdirect zur Targobank verlief reibungslos. Etwa Mitte Januar waren die Papiere beim neuen Anbieter, die Bruchstücke waren verkauft und das Depot aufgelöst.

Also alles unter Dach und Fach. Der Verkauf der Bruchstücke ist dabei übrigens kostenlos und erfolgt stückweise. Von Position 1 können die Bruchstücke nach zwei Tagen verkauft sein, bei Position 2 z.B. aber erst nach 4 Tagen. Innerhalb einer Woche waren bei mir aber die Bruchstücke bei allen Depots verkauft. Der Freistellungsauftrag wird beim Depotübertrag nicht übernommen. Diesen musste ich bei der Targobank also nochmals neu erstellen. Ebenso müssen auch Sparpläne ggf. neu angelegt werden. Da mir die Targobank dafür aber zu teuer ist, laufen meine Sparpläne nun in Zukunft über die DKB. Hier bespare ich den Vanguard All World für gerade mal 49 Cent pro Sparplan.

Consors

Die Consorsbank war hier nicht ganz so unkompliziert. Der Wechselauftrag der Targobank wurde erstmal nicht akzeptiert. Stattdessen sendete mir die Bank erneut ein Wechselformular mit Consors Schriftkopf zu. Immerhin geschah das ganze ohne Weiteres Nachfragen meinerseits und ebenfalls innerhalb von 2 Wochen.

Nachdem ich auch dieses Formular unterschrieben hatte, kam kurz darauf erneut Post: Abweichungen bei der Unterschrift. Aha. Die Consorsbank war hier schon immer sehr genau. Man schickte mir erneut die Wechselformulare und ein PostIdent Coupon. Damit solle ich erneut meine Identität nachweisen. Nachdem auch dieser Schritt getan war, erhielt ich wenige Tage später einen Anruf aus Nürnberg. Die Dame wollte sich versichern, ob ich ich das Depot nun wirklich kündigen wolle und ob mir klar sei, dass ich das Tagesgeldkonto dann auch nicht behalten kann. Das sei ein Verbundprodukt mit Verrechnungskonto und Depot. Das war mir nicht klar und das Tagesgeldkonto wollte ich auch nach Möglichkeit behalten. Da bestand aber keine Chance und ich konnte die Kündigung von Verrechnungskonto, Tagesgeldkonto und Depot dann immerhin durch eine TAN telefonisch bestätigen und musste nicht erneut einen Brief schreiben.

Das ganze Prozedere zog sich über etwa vier Wochen hin. Da waren aber auch der Jahreswechsel und einige Feiertage mit dabei.

Flatex

Bei dem Flatex Depot handelt es sich um ein Produkt der österreichischen Niederlassung Flatex.at. Dies habe ich mir als ich in Österreich wohnte eröffnet. Da ich damals in Österreich voll steuerpflichtig war und alles korrekt machen wollte, konnte ich dieser Pflicht mit einem österreichischen Broker leicht nachkommen. Nun wieder in Deutschland angekommen brauche ich das Depot aber nicht mehr.

Die Auflösung gestaltet sich nicht ganz so komfortabel wie bei innerdeutschen Depotwechseln. Zudem ist es auch nicht kostenfrei. Stattdessen ist pro Position eine Gebühr von 15,90 Euro zu zahlen. Die Targobank verfügt zwar über einen komfortablen Wechselservice. Allerdings erfasst dieser Flatex.at nicht. Nach Rücksprache mit der Bank sendete man mir hier ein gesondertes Formular zu. Dieses sendete ich noch kurz vor dem Jahreswechsel zurück zur Targobank, sodass der Wechsel eingeleitet werden kann.

Wie ich Ende Januar erfahren habe, ging das Formular dabei verloren. Die Flatex findet es auf meine Nachfrage jedenfalls nicht. Daher musste ich erneut einen Brief nach Österreich schreiben, indem ich meinen Depotübertrag darlegte (mittels dem Flatex Formular). Die Bearbeitung dieses Briefs steht noch aus. Immerhin lagern die Papiere bei Clearstream und ich hoffe dass der Wechsel, dadurch etwas unkomplizierter funktioniert. Die nächsten Wochen werden es zeigen.

Was kostet ein Depotübertrag

Solange alte und neue Bank innerhalb Deutschlands sind ist es kostenlos. Aufgrund eines BGH Urteil (Az. XI ZR 200/03 und Az. XI ZR 49/04) aus 2004 dürfen Banken für einen Depotwechsel keine Entgelte verlangen. Wie bereits oben geschildert gilt das nicht für den Umzug aus dem Ausland. Bei Flatex musste ich hierfür knapp 16 Euro an Gebühren pro Position zahlen.

Kostet ein Depotübertrag Steuern?

Wenn beide Depots auf deinen Namen laufen, fallen keine Steuern an. Im Prinzip hat sich hierbei nur der Zugriffspunkt auf die Wertpapiere geändert. Die Papiere lagern ja ohnehin bei Clearstream. Bei einem Depotwechsel kannst du nun von Bank B anstelle von Bank A auf die Papiere bei der Lagerstelle Clearstream zugreifen. Daher interessiert es das Finanzamt in dem Fall auch nicht.

Es gibt aber noch andere Möglichkeiten des Depotübertrags, bei denen unter Umständen das Finanzamt genauer hinschaut und Steuern anfallen können. Darunter fallen die folgenden Fälle:

  • Das neue Depot läuft auf einen anderen Namen: Kursgewinne werden hierbei als realisiert bewertet und es fällt Kapitalertragssteuer von 25 % auf die „fiktiven Gewinne “ (= Neuer Einstandskurs – ursprünglicher Einstandskurs zu dem das Papier erstanden wurde) an. Beim Übertrag auf eine andere Person wird das Finanzamt automatisch informiert.
  • Eine Ausnahme besteht hierbei beim Übertrag zwischen Ehepartnern: Die fiktiven Gewinne werden hier analog berechnet. Es besteht allerdings der Unterscheid, dass Gewinne die zwischen Ehepartnern verschoben werden als Schenkung betrachtet werden. Schenkungen sind bis zu einem ordentlichen Betrag von einer halben Million Euro alle zehn Jahre steuerfrei. (Übrigens: Mehr zu Vor-Und Nachteiler einer Ehe findest du in meinem Blog.)
  • Wachsam solltest du insbesondere auch bei unterschiedlichen Nachnamen sein. Die Gefahr einer unrechtmäßig abgezogenen Kapitalertragssteuer durch die Bank ist hier konstellationsbedingt höher.
  • Eine weitere Ausnahme besteht bei einem Depotübertrag an Erben. Die fiktiven Gewinne werden entsprechend der Erbschaftssteuer versteuert. Kinder haben hier jedoch einen Freibetrag von stolzen 400.000 Euro. Weiter entfernte Verwandtschaftsgrade haben geringere Freibeträge.

Wie funktionieren Verlustverrechnungstöpfe?

Bevor es zu einer steuerlichen Belastung kommt, werden Verluste und Gewinne virtuell aufgerechnet. Dies geschieht in sogenannten Verlustrechnungstöpfen. Verlustrechnungstöpfe werden bei einem Depotwechsel dabei prinzipiell übertragen, allerdings nur, wenn beide Depots auf den gleichen Namen laufen. Hierzu zwei Beispiele:

  • Du überträgst dein Depot mit einem Gesamtverlust von 10.000 Euro zu einem neuen Anbieter bei dem das Depot ebenfalls wieder auf dich läuft. Die Bank führt den Verlustrechnungstopf mit zum neuen Anbieter. Steigt dein Depot nun beim neuen Anbieter um 11.000 Euro und du verkaufst anschließend alle Anteile, werden nur auf die Differenz von 1.000 Euro Steuern fällig.
  • Du überträgst dein Depot mit einem Gesamtverlust von 10.000 Euro auf dein Kind, Ehepartner oder einen sonstigen Dritten. Die Bank führt den Verlustrechnungstopf nicht mit, da Verlustverrechnungstöpfe personengebunden sind. Steigt das nun übertragene Depot um 11.000 Euro und es werden alle Anteile verkauft, werden auf die vollen 11.000 Euro Steuern fällig.

Weitere Fallstricke beim Depotübertrag

Während der Depotübertrag am Laufen ist, können Wertpapiere nicht verkauft werden und sind gesperrt. Wenn du die zu übertragenden Papiere ggf. kurzfristig verkaufen möchtest, kann dies ein Problem darstellen

Sparpläne und Freistellungsaufträge können nicht umgezogen werden und müssen beim neuen Anbieter erneut eingestellt werden.

Fazit: Lohnt sich ein Depotübertrag?

Unterm Strich solltest du dir über die Hürden beim Depotübertrag im Klaren sein. Sind beide Broker in Deutschland sowie altes und neues Depot laufen auf den gleichen Namen ist der Wechsel nach meiner Erfahrung unproblematisch.

Ich empfehle trotzdem die übertragenen Einstandskurse und Kaufzeitpunkte zu überprüfen. Dieser Punkt wird insbesondere bei der Übertragung abgeltungssteuerbefreiter Altbestände (vor 2009 gekaufter Wertpapiere) sehr wichtig. Ein Fehler der Bank beim Übertrag kann einen späteren Verkauf hier unnötig verkomplizieren. Bei mir wurden alle übertragenen Wertpapiere korrekt in das Targobank Depot eingebucht und ich freue mich über eine dicke Prämie, die mir innerhalb der nächsten Woche gutgeschrieben werden sollte.

Beim Schreiben des Artikels wurde ich über die 49 Cent Sparplanaktion der DKB aufmerksam. Auch über die dadurch gesparten Kosten freue ich mich!

Hast Du schon mal das Depot umgezogen? Wie sind deine Erfahrungen?

9 Kommentare

  1. Moin!
    Flatex Deutschland berechnet 5,90 € für den Verkauf von Bruchstücken!
    Das ist der Oberassihammer!!!
    Die haben im Rahmen meines Depotübertrages tatsächlich 0,000032 Anteile verkauft. Erlös 0 € aber 5,90 € dafür kassiert.
    Ein normaler Broker (und Flatex war für mich schon mit der Einführung des neuen Gebührenmodells nicht mehr normal) verkauft Bruchstücke kostenlos. Wenn das schon so eine saftige Gebühr kostet sollte der Kunde kontaktiert werden. Die Lösung heißt nämlich: kostenloses Ausbuchen der Bruchstücke, wenn ein Verkauf wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.
    Aber für Flatex war es ja immerhin wirtschaftlich….
    Beste Grüße
    Vincent

  2. Hi zusammen,

    bei Fragen meldet euch. Versuche hier halbwegs regelmäßig reinzuschauen. Von Flatex kann ich auch nur abraten.
    Meine Kündigung veschwindet bei denen auch immer wieder

    Grüße Sascha

  3. Brokervergleich, Stand 04-2020, ein ergänzender Gedanke
    TARGOBANK, wer Aktien übertragen will, muss das PLUS Konto nehmen, da lauert das Volumenentgelt von 1,5 % vom Depotwert. Wenn also jemand 666000 Euro Allianz Aktien überträgt, bekommt er 5000 Euro Prämie, die er versteuern muss als sonstige Einkünfte und bezahlt über 9000 Euro Volumenentgelt im PLUS Depot nach einem Jahr. Wenn ich keinem Denkfehler erlegen bin, ist dies ein schlechter Deal.

  4. @Sascha
    Wurden Dir bei Deinem Depotumzug Fremdspesen der Lagerstelle berechnet?
    Diese fallen laut meines Depot-Anbieters comdirect für die Umbuchung von Namensaktien und für die Lieferung im Ausland verwahrter Wertpapiere an.
    Je nachdem wo die Wertpapiere verwahrt werden.

  5. Ich kann auch was zum Thema flatex beitragen:

    Bei mir ist auch der erste Antrag auf Übertragung meines Depots von flatex zur ING angeblich “verloren gegangen”. Der Antrag wurde von mir über die ING gestellt und an flatex weitergeleitet. Ich hatte nicht beauftragt, dass das Depot geschlossen wird, da ich die Sparpläne weiterhin bei flatex laufen lassen wollte. Nach einigen Wochen wurden die Bruchteile meiner ETF verkauft. Erst als ich protestiert habe, wurden die Bruchteile wieder kommentarlos zurückgebucht. Als die Depotanteile nicht übertragen wurden, habe ich nachgefragt, worauf die Antwort kam, dass ein Antrag auf Depotübertrag nicht eingegangen sei. Dann habe ich noch zwei weitere Anträge über die ING gestellt und nach einigen Wochen bei flatex nachgefragt, ob diese eingegangen sind. Die Anfragen über das Kontaktformular wurden nicht beantwortet. Erst eine telefonische Nachfrage hat die Bestätigung ergeben, dass ein Auftrag zum Übertrag der Depotanteile eingegangen ist.

    https://finanz-szene.de/digital-banking/lahme-depotwechsel-bei-online-broker-flatex-beschaeftigt-die-bafin/

  6. Hallo Umberto,

    Sorry, für die späte Rückmeldung.
    Das Thema Flatex ist immer noch offen bei mir.
    Allerdings sollten keine Spesen für einen Lagerstellenwechsel anfallen. Es liegt vorher und nachher bei Clearstream.

    Grüße Sascha

  7. Mein Depot Übertrag von dem GENO Broker nach Lynx. GENO Broker akzeptiert das Formular von LYNX nicht und möchte gerne ihr eigenes ausgefüllt haben, hierauf ist die Angabe der Kontodaten und Blz Pflichtangabe. Da es aber für einen Depotübertrag unrelevant ist und es bei LYNX nur ein Sammelkonto gibt hat es sich erst mal von Anfang Dezember in die Länge gezogen. Nachdem man bei GENO eingesehen hat das es die gewünschten Daten nicht gibt kam auf Nachfrage vollgende Email.

    Sehr geehrter Herr xxxxxxxx
    wir befinden uns aktuell in einer “Frozen-Zone”, in der keine Depotüberträge auf Grund der Jahresabschlussarbeiten erfasst werden können.
    Ab 11.01.2022 wird der Betrieb wieder aufgenommen und Ihr Depotübertrag entsprechend ausgeführt..
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr GENO Broker Serviceteam.
    Natürlich könnte ich die ganze Zeit nicht am Handel teilnehmen.
    “Frozen Zone” im Bankgewerbe, das kennt noch nicht mal Google.

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